Hörenswert: Chicago Underground Duo – „Hyperglyph“

Die Art, wie dieses Duo Jazz mit Elektronik verbindet, klingt selbst im Jahre 2025 noch neu und aufregend.
Ganze 11 Jahre lang haben Trompeter Rob Mazurek und Perkussionist Chad Taylor nichts zusammen eingespielt. Doch „Hyperglyph“ besitzt keinesfalls den nostalgischen Charme eines Klassentreffens, sondern ist vielmehr die auditive Momentaufnahme zweier ‘Working Musicians’.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 26.09.2025 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 02.10.25 ab 00:00 Uhr.
Jazz und Elektronik . Diese Mischung erlebte auf dem Musikmarkt seine Hochzeit wohl um das Jahr 2015 herum. Es war die Zeit, als der große Hit von St. Germain (alias Ludovic Navarre) “Rose Rouge” in jedem Club rauf und runter gespielt wurde. Das nannte sich irgendwann ‘Nu Jazz‚. In der Regel sorgte hier der Sequenzer für eine übertriebene rhythmische Dominanz, sowie für starre Strukturen. Das hatte sich dann bald einmal selbst überlebt. Es waren aber Künstler wie Nils Petter Molvaer oder Eric Truffaz, die versuchten, elektronische Klänge als eine Art von lebendigen Soundscapes für atmosphärische Verdichtungen zu nutzen. Einen Weg, den Mazurek/Taylor schon lange eingeschlagen hatte.
Ihr Album “Slon” von 2004 mit dem Gitarristen Jeff Parker gilt aber zurecht als avantgardistisches Meisterwerk der freigelassenen Sounds, die wild, geräuschhaft und verwegen neben den Improvisationen und Themen standen.
Elektronik als Klangkörper

Schon 1998 spielten Mazurek/Taylor ersten Aufnahmen unter dem Namen Chicago Underground Orchestra ein. Aber es war nicht die Vorliebe für experimentelle Elektronik, aus der eine (musikalische) Freundschaft entstand, die zu drei Jahrzehnten des Zusammenspiels führte. Denn Taylor fand die Idee von Mazurek mit Elektronik zu experimentieren anfangs überhaupt nicht reizvoll:
“When Rob first approached me about incorporating electronics into our music, I was like, ‘No.’ Actually, it was more like ‘Hell no!’” he says. “I hated the idea of playing to click tracks, in-ear headphones, and the idea of having to sync up with a computer or sequencer was unappealing. I also wasn’t fond of manipulating the sound of acoustic instruments. But Rob kept at it, and eventually I cracked. To my surprise, not only did I like it, I loved it. I realized that I didn’t have to use a click track and I didn’t have to sync up perfectly to the synthesizers, and it was actually the tension that this created [that] what made the music interesting. I see my role as navigating the tension between human and music technologies.”
Das Experiment und das Wagnis liegen wohl im Wesen der beiden Musiker, die die letzten Jahre eigene Wege gegangen sind und andere Projekte verfolgt haben. „Hyperglyph“ ist ein freundschaftlicher Austausch zweier Musiker, die sich blind verstehen und viele neue Ideen mitgebracht haben. Neben dem verwegenen Tribal-Sound, den kraftvollen Themen und sphärischer Elektronik, finden sich hier aber auch wundervoll schwebende Ambient-Nummern wie das schon fast Zen-hafte “The Gathering” oder das komplett freie “Egyptian Suite Part 2”.
Vielleicht klingt das Chicago Underground Duo etwas strukturierter als noch vor 11 Jahren, was der Musik etwas Nachvollziehbares verleiht. Doch darüber hinaus sprüht „Hyperglyph“ vor Wildheit, Ideenreichtum und kompositorischer Raffinesse. Eine Perle der avantgardistischen Independent-Kunst.
„Hyperglyph“ ist am 15. August 2025 auf International Anthem erschienen.
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