Hörenswert: David Sylvian – „Sleepwalkers“
Tiefgründiger Pop zwischen Elektronik, Industrial und klassischem Singer-Songwriting. Schlicht und berührend ist die Grundstimmung aller sechzehn Songs auf David Sylvians neuem Album „Sleepwalkers“.
Mit einer gehörigen Portion Melancholie und einem feinsinnigen stilistischen Gespür entführt uns Sylvians ausdrucksstarker Tenor in eine musikalische Welt, die komplett ohne Oberflächlichkeiten und süßliche Gefühlsduseleien auskommt. Wer Tricky, Nick Cave oder Björk mag ist auch bei David Sylvian gut aufgehoben.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 10.12.10 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 16.12.10 ab 00:00 Uhr.
Aber alle die eher leichte Unterhaltung bevorzugen, sollten um „Sleepwalkers“ lieber einen großen Bogen machen. Denn die ungewöhnliche Intimität und Ehrlichkeit, die das Album ausstrahlt muss erst einmal ausgehalten werden. Und trotzdem ziehen einen die meist spärlich orchestrierten Lieder sofort in ihren Bann.
„Sleepwalkers“ ist eine Art Best-Of Album, eine Compilation bei der Sylvians Zusammenarbeit mit Künstlern aus dem Elektronik-, Pop-, Jazz- und Avantgardebereich im Vordergrund steht. Mit dem japanischen Avantgardekomponisten Ryuichi Sakamoto arbeitet Sylvian bereits seit fast 30 Jahren zusammen. Wie sehr sich die beiden gegenseitig befruchten können, wird auf “World Citizen – I Won’t Be Disappointed” deutlich. Sylvians Stimme trifft hier auf eine geheimnisvolle, Klanglandschaft, die lediglich aus ein Paar wenigen Klavierklängen und elektronischen Sounds zusammengehalten wird. Ein kompositorischer Kunstgriff, denn dadurch bekommt die Nummer einen sehr flüchtigen und nur schwer fassbaren Charakter
Letzteres zieht sich wie ein Roter Faden durch das komplette Album, das als Retrospektive auf das letzte Jahrzehnt verstanden werden soll in dem Sylvian zusammen mit Musikern wie Stina Nordenstam, Joan Wasser (Joan as Policewoman), Arve Hendriksen, Jan Bang, Dai Fujikura oder Eivind Aarset (Nils Petter Molvaer) wunderbar poetische Songs schuf. „Sleepwalkers“ rückt diese Songs erneut ins Rampenlicht, die vielleicht nicht die Aufmerksamkeit erfahren haben, die ihnen zusteht. Ein wunderbar tiefgründiges Best-Of Album des britischen Pop-Poeten.
Zu guter Letzt sei hier noch kurz die Cover-Art erwähnt: Bei der hier abgebildeten Frau handelt es sich um ein Selbstportrait der Fotokünstlerin Kristamas Klousch. Ein Cover, bei dem die Meinungen wohl eher auseinander gehen werden.
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