Hörenswert: David Walters – „Soleil Kréyol“
Keine Experimente, keine Spielereien und keine Abstraktion. Bei David Walters aktuellem Album wird nichts dem Zufall überlassen: Gekonnt und elegant wird hier der Fokus auf eine durchaus charttaugliche und überaus tanzbare Produktion gelegt, die auf jeglichen überflüssigen Nippes verzichtet. Alle, die ihre depressiven Verstimmungen lieb gewonnen haben, sollten aber einen großen Bogen um das Album machen, denn wer „Soleil Kréyol“ hört, dem scheint die Sonne…
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 28.02.20 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 04.03.20 ab 00:00 Uhr.
Eingängige Grooves und Melodien, karibische Rhythmen und Traditionals: Mastermind David Walters lässt die Musik seiner Vorfahren mit allen möglichen Elementen der New Yorker Clubkultur so gekonnt verschmelzen, dass die glätte dieser Hochglanz-Produktion völlig in den Hintergrund tritt. In diesem Sinne kann „Soleil Kréyol“ durchaus als Reload 2020 der karibischen Musikkultur gesehen werden. Insofern werden Kennern der karibischen Musik einige Titel bekannt vorkommen, wie etwa „Mèsi Bondyé“, „Manyè“, „Bwè Dlo“ oder „Kryé Mwen“, denen schon diverse Interpreten wie z.B. Leyla McCalla oder Kassav‘ ein neues modernes Outfit verpasst haben.
Abgesehen von den Gastmusikern wie Startrompeter Ibrahim Maalouf, Fela-Sohn Seun Kuti, Sängerin Celia W und Chellist/Kontrabassist Vincent Seagal handelt es sich bei David Walters um eine One-Man-Band, der als Mulitiinstrumentalist, Komponist, Arrangeur und Produzent alle Fäden selbst in der Hand hält. Letztes Jahr wurde Walters von Gilles Peterson geadelt, der das Vorgängeralbum „Nola is calling“ als eines der besten Alben des Jahres bezeichnete. Geboren in Frankreich ist Walters ein echter Kosmopolit, der als solcher bestens in New York aufgehoben ist. In dieser Stadt, in der die karibische Musikkultur schon rein geografisch immer eine große Rolle spielte, entstand auch die Idee, ein Album mit der Musik seiner Vorfahren einzuspielen. Dabei hat Walters die kreolische Musik wie Zouk, oder Calypso so fein mit den zeitgenössischen Musikkulturen verwoben, dass dabei etwas wirklich sehr Schlüssiges, Tanzbares und ungemein Unterhaltendes entstanden ist. Auf unnötige Sperenzchen verzichtet Walters völlig, verfeinert wird lediglich mit dezenten Chören, Marimba, spärlich verwendeten Effekten und seinen Gaststars. Dabei ist sich Walters auch nicht zu schade, die Bass Drum mal durchgehen zu lassen oder eine ganze Nummer auf einem Zitat von George Clinton aufzubauen („Abo“).
Insgesamt ist „Soleil Kréyol“ in seiner poppigen Erscheinung sicher näher an Stromae als an kreolischer Volksmusik dran, aber gerade das macht den Charme dieses Gute-Laune-Sprengkörpers aus, der schwindelerregend gekonnt zusammengeschraubt ist und nur ganz selten etwas einfältig klingt, wie etwa bei „Musik“.
„Soleil Kréyol“ ist am 14. Februar 2020 auf Heavenly Sweetness erschienen.
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