Hörenswert: Corey Harris Band – „Live from Turtle Island“
Bei Corey Harris klingt der Blues frisch und fast wie neu. Indem der aus Denver, Colorado stammende Gitarrist dieses schon etwas verstaubte Genre mit Reggae, Rock oder auch Funk mischt, führte er den Blues zielsicher ins neue Jahrtausend.
Der vorliegende Konzert-Mitschnitt „Live from Turtle Island“ unterstreicht zum einen Corey Harris Rolle als Erneuerer, aber auch seine große Klasse als Live-Musiker.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 12.06.15 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 18.06.15 ab 00:00 Uhr.
Es gibt wohl nicht viele Musiker (außer den großen alten Legenden), die sich mit neuen Spielarten des Blues verdient gemacht haben. Neben Alvin Youngblood Hart, der den Blues Richtung Country-Rock führte, gehörte Corey Harris einst zu den jungen Wilden, als er 1995 sein erstes und viel umjubeltes Album „Between Midnight And Day“ veröffentlichte. Mit letzterem schaffte der damals 26 jährige den vielleicht gar nicht so gewollten Sprung zum Profi-Musiker. Sozusagen aus dem ‚Stand‘.
Hatte er doch bis zu diesem Zeitpunkt bereits einen Abschluss in Anthropologie an der Universität in Maine in der Tasche, in Kamerun afrikanische Sprachen studiert und eben nicht Gitarre an der ‚Breklee School of Musik‘. Zwanzig Jahre und zehn Alben später ist Corey Harris inzwischen im Pantheon des Blues angekommen. Aus diesem Oeuvre hervorzuheben ist in jedem Fall das grandiose und extrem langlebige Album „Greens From The Garden“ aus dem Jahre 1999, das nicht zuletzt zu dem Renommee von Corey Harris maßgeblich beigetragen hat.
Auf „Live from Turtle Island“ wird Harris Ansatz erneut sehr deutlich: Reggae, Rock und Blues stehen hier gleichberechtigt nebeneinander, verschmelzen und ergänzen sich in ein und demselben musikalischen Atemzug. Sowieso scheint die Corey Harris Band die Struktur des Blues eher als Schablone zu verstehen, als seine Art Folie, unter der immer neue Erscheinungsformen hervorscheinen (von diesem Ansatz zeugt nicht zuletzt auch Martin Scorseses Dokumentarfilm „Feel Like Going Home“ aus dem Jahre 2003, der davon erzählt wie Corey Harris in Mali auf Ali Farka Touré, seine afrikanische Variante des Blues und somit auf dessen Wurzeln trifft).
Wie alle anderen Alben von Corey Harris ist auch „Live from Turtle Island“ extrem eingängig, dabei aber nie oberflächlich. Letzteres wird besonders deutlich, wenn man das Album schon einige Male rauf und runter gehört hat und ihm trotzdem nicht überdrüssig wird. Im Live-Kotext wird zudem deutlich dass es sich bei dieser Band nicht nur um grandiose Musiker handelt, sondern auch um ein extrem gut ein- und zusammengespieltes Team handelt, dass einfach ganz viel Spaß an dem hat was sie machen. Das ist (in Zeiten in denen nicht selten Musiker nur für eine Tour von irgendwelchen Promotern zusammengestellt und der Lead-Figur an die Seite gestellt werden) nicht nur bemerkenswert, sondern auch angenehm ansteckend. Vielleicht ist es wahr, wenn man zu sagen pflegt: ‚Beim Blues ist es leicht, nichts falsch zu machen‘. Umgekehrt gilt wohl auch, dass es schwierig ist, alles richtig zu machen. Letzteres schafft jedenfalls Corey Harris mit diesem fantastischen Live-Album.
„Live from Turtle Island“ ist am 27. Februar 2015 auf Blues Boulevard erschienen.
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