Hörenswert: Farafi – „Calico Soul“
Verträumt, verspielt und mit einer Attitude, die an Pipi Langstrumpf erinnert.
Darlini Singh Kaul und Joy Tyson aka Farafi präsentieren auf ihrem Debutalbum einen Sound, der mit einem enormen Facettenreichtum die afrikanische Musikkultur zelebriert. Gesungen wird ebenso in diversen afrikanischen Dialekten wie Zulu, Swahili, Yoruba und einer selbst entworfenen Fantsiesprache. Nur selten klingt der kulturelle Schmelztiegel so authentisch, wie auf „Calico Soul“.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 17.01.20 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 23.01.20 ab 00:00 Uhr.
‚Typisch afrikanisch‘. Mit dieser etwas eurozentristischen kartografischen Verortung beginnt wohl die Annäherung an die Musik von diesem vor Energie nur so strotzenden Frauenduo. Doch Darlini Singh Kaul und Joy Tyson stammen beide aus Europa. Einer ebenso vagen Bezeichnung zur Herkunft. Tyson kommt ursprünglich aus Osteuropa, ist aber mit 17 in eine kalifornische Community gezogen.
Darlini Singh Kaul hingegen wuchs in London auf hat aber indisch-französische Wurzeln. Kennen gelernt haben sich die beiden im indischen Goa, DER Platz schlechthin für Indien-affine Menschen, Aussteiger, Hippies und Yogalehrer-Anwärter. Tyson kam über die brasilianische Kampfkunst Capoeira zur afro-brasilianischen und im Weiteren zur afrikanischen Musik. Kaul lernte diese Musikkultur in Frankreich kennen.
All das mag extrem nach einem multikulturellen Klischee klingen, nach dem globalen Dorf und einem musikkulturellem Selbstverständnis, das natürlich die Gefahr der Oberflächlichkeit in sich birgt. Doch davon ist auf „Calico Soul“ glücklicherweise nichts zu hören. Vielmehr wirkt die Musik sehr authentisch, kraftvoll und verspielt. Der Fokus liegt natürlich auf dem Gesang der Beiden, die hier die Protagonistinnen sind. Und das ist gut so. Denn stimmlich passen die Beiden wunderbar zusammen und erschaffen mehrstimmige Geflechte, die den wahren Zauber von „Calico Soul“ ausmachen.
Neben feinen akustisch-balladesken Liedern, finden sich auch recht kraftvolle Stücke auf dem Album, die mit Schlagzeug, Bass, Gitarre oder auch Saxofon orchestriert sind. Beide Ansätze stehen recht gleichberechtigt nebeneinander und verleihen dem Album im akustisch-(nord-west)afrikanischen Kontext einen enormen Facettenreichtum der zudem sehr homogen wirkt. Hier machen offensichtlich zwei starke Frauen, die sich stets zu ergänzen scheinen, genau ihr Ding. Ganz unbefangen und (im positiven Sinne) naiv-verspielt, haben sich Kaul und Tyson hier einen musikalischen Raum geschaffen, der für beide die Möglichkeit bietet authentisch zu bleiben.
Allerdings ist letzteres auch gleichzeitig die Achillesferse von „Calico Soul“, das bei genauerem Hinhören etwas zweidimensional wirkt, aber trotzdem viel Spaß macht. Gespannt warten wir auf das zweite Album dieses vielversprechenden Duos.
„Calico Soul“ ist am 8. November 2019 auf Piranha erschienen.
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