Hörenswert: Fever Ray – „The Year of the Radical Romantics“
Die radikalen Romantiker im Techno-Club.
Fever Ray tekkt sich auf „The Year of the Radical Romantics“ düster und pulsierend durch ihre weltumspannende „There’s No Place I’d Rather Be”-Tour, mit der sie 2023 das Album „Radical Romantics“ promotete. Zwischen Therapie, Doom-Liebe und verzerrender Nostalgie zeigt Fever Ray erneut, warum die wahre Schönheit im Grotesken liegt.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 29.8.2025 ab 14:06 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 4.9.25 ab 00:00 Uhr.
Hello…?
Fever Ray ist das Soloprojekt der schwedischen Musikerin Karin Dreijer, bekannt als eine Hälfte des fulminanten Duos The Knife. Ihr Debütalbum „Fever Ray“ erschien 2009 und enthielt bereits die großen Werke „If I Had A Heart“ und „Keep the Streets Empty for Me“. 2017 folgte „Plunge„, die Reflexion ihrer queeren Identität und 2023 schließlich „Radical Romantics“ (nachzulesen bei den liebsten Kollegen von Artarium).

Fever Ray ist das Alienwesen, das Alter Ego und das Kunstprojekt in einem. Ihre musikalische Vision ist immer das Extreme und Experimentelle, das Atmosphärische und Fluide, das Innere: Körper, Stimme, Begehren und Angst verschmelzen hier zu etwas, das immer persönlich und doch nie privat wirkt. „The Year of the Radical Romantics“ bringt die härteren, optimistischeren Alter Egos der Musik hervor, die ihre soziale Energie verbrennen, bevor sie wieder in die Tiefen des Ozeans tauchen.
You left mid session… I really think you’re in big, big need of my services.
I want this room to be… a sacred place, for healing,
Fill my own cup like the holy grail.
Das Album besteht aus Live-to-Tape-Studioversionen aus den Tour-Titeln, Highlights aus „Plunge“ und Neuinterpretationen früher Klassiker, gemeinsam mit Fever Rays Tour-Musiker*innen Minna Koivisto (keys), Romarna Campbell (drums), Maryam Nikandish und Helena Gutarra (keytars und voice). Und hier ist nie jemand alleine, immer war ihr Bühnenkosmos auch ein Theater der Masken: Von den knöchernen Fratzen des Debüts über die grell neonisierten Wesen von „Plunge“ bis hin zu den archetypischen Figuren des Radical Romantics-Zyklus zieht sich eine Faszination für Transformation und Grenzüberschreitung. In „The Year of the Radical Romantics“ werden diese Gestalten zu einem Chor der Außenseiter*innen, die in brennenden, technoid aufgeladenen Ritualen Heilung suchen: In „I’m Not Done“ sitzen sie unbequem im Kreis, in „Now’s The Only Time I Know“ beginnen sie zu schauspielern und toben sich aus. Fever Ray ist der weiß gekleidete Casanova, Romance, der Möchtegern-Frauenheld, daneben der Uhrengucker Main, die hexenhafte Snusis und die axtschwingende Sexbombe Demona Lisa.
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Your lives seem to be falling apart…
it’s like you always want to go back there, drawn to the bottom of the ocean?
Fever Rays verdrehter Elektropop ist immer eine Art von Bühneninkarnation. Hier werden keine Energien festgehalten, auch „The Year of the Radical Romantics“ ist frei von den üblichen Live-Album-Sequenzen. Es ist eine Verdichtung, ein technoid-düsteres Ritual und das Bestreben, das Material und seine Möglichkeiten ständig neu zu interpretieren und sie wachsen zu lassen. Außerhalb der behaglichen Isolation, in der im Normalfall Hits verweilen, tanzen jene von Fever Ray unermüdlich im Rampenlicht.

Die radikalen Romantiker im Techno-Club.








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