Hörenswert: Fuzzman – „Willkommen im Nichts“
Indie-Schlager, Pop, Rock’n‘Roll und viel Liebe.
Der Fuzzman ist eines der größten musikalischen Geschenke, die uns Österreich jemals gemacht hat. „Willkommen im Nichts“ fährt quer durch die Landkarte des Lebens, verirrt sich hin und wieder in einem Waldstück, rast über die Südautobahn und bleibt dann doch auf der Tangente im Stau stecken. So wie wir alle, die halt so am (Über-)Leben sind.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 20.10.23 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 2.11.23 ab 00:00 Uhr
Aber nein
Fuzzman aka Herwig Zamernik ist Musiker, Produzent und Labelbetreiber, von 1988-2007 Mitglied von DisharmonicOrchestra, von 1992-2019 Naked-Lunch-Bassist, Bergfestivalbetreiber und ironischer Indie-Alleinunterhalter. Ob in der Moonlightbar Villach oder in Südkorea, er ist jedenfalls immer ein erhabener Grandseigneur, immer am Experimentieren zwischen Breitwand und Schmalspur.
Und nun sind wir also hier, mitten im Nichts, mittendrin, wovor sich in Die Unendliche Geschichte alle fürchten, das, wo Nihilisten wohl so etwas wie zu glauben beginnen und das, wo der Fuzzman schon ist, wenn wir ankommen. Und er weiß es natürlich schon, wie verwirrt wir hier ankommen. Und weiß daher auch ganz genau, was die so verwirrte Menschheit gerade braucht. Nach „Endlich Vernunft“ von 2021 führt er mit seinen Singin‘ Rebels konsequent den Weg weiter und schon beim Opener „Nur Krieg für dich“ überstürzten sich die Emotionen im hymnenhaften Finish. Direkt, notwendig und mit Fuzzsoul-Sound.
Schrecken
Fuzzman ist die unerklärliche Kombination aus tiefster Melancholie, alles ist hin, alle sind weg und man steht allein so traurig wie ein Mensch nur sein kann am dunklen Straßenrand auf der einen Seite – und auf der anderen Seite ist das Leben und der Moment das Schönste und nur das Bewusstsein, am Leben zu sein, reicht aus, um die Seele fliegen zu lassen. Ehrlich gesagt möchte man bei sehr vielen Songs weinen, so traurig sind oft die Texte und so nah fühlt man sich oft dem Abgrund. Aber die Tatsache, dass der Fuzzman mit dir da durchgeht, der schon so viel gesehen und erlebt hat, gibt dir so viel Hoffnung wie Musik es ganz selten vermag. Und dann weinst du doch, aber vor Freude und Erleichterung.
Komm wir drehen noch eine Runde
Warum der Fuzzman das kann? Vielleicht weil er alle Stationen des Lebens schon kennt, schon überall war und alle Erfahrung mitgenommen hat, damit er sie uns erzählen kann. „Der Titel […] beschreibt eine gewisse Leere, die sich mit zunehmendem Alter bemerkbar macht: Die Mutter ist tot, die Kinder sind ausgezogen. Klar stellt sich da eine gewisse Leere ein, aber jeder der meditiert, weiß, dass Leere auch wichtig ist“. Damit berührt er zutiefst, bringt uns zum Schunkeln, umarmt uns, macht gleich ein ganzes wunderbares Festival daraus, zieht mit den Singin‘ Rebels durchs Land und macht uns alle glücklich. Er weiß, dass alles endlich ist. Und nimmt sich dabei aber nicht zu ernst.
Man könne jetzt annehmen, dass die dem Südland Verbundenen, so an der Grenze zum Urlaubsland im Süden und halt Österreich im Norden, es ein bisschen besser wissen, wie das mit dem Leben so geht. Fuzzman weiß das jedenfalls. Er weiß, dass es manchmal schon reicht, einfach kein Glück zu haben im Leben, und dann liegt alles im Argen. Oder dass der Teufel eigentlich auch keine Lust mehr auf den ganzen Scheiß hat. Und Jesus winkt herüber. Im Musikvideo ist das übrigens sein leibhaftiger Sohn – ja aber heißt das dann nicht, dass der Fuzze in Wahrheit…?
Willkommen im Nichts! Wir sind vielleicht tatsächlich die letzten Idioten hier, aber wenigsten mögen wir uns alle und Bier gibt’s auch noch.
Endlich Segnung! Fuzzman kommt wieder nach Salzburg:
- 18. November 2023, ARGEkultur Salzburg
„Willkommen im Nichts“ von Fuzzman ist am 13. Oktober 2023 bei Lotterlabel erschienen.
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