Hörenswert: Inez – „Now“
In die drückende Hitze der Sonne, in diesen sich langsam vor sich hinwindenden Sommer fügt sich „Now“ von Inez mehr als perfekt: Wüsten-Folk, spanischer Chanson, Italowestern und die musikalische Verwandschaft zu Calexico und Iron & Wine machen Lust auf Siesta und heiße Sommernächte. In denen findet Noir Cinema genauso wunderbar Platz, wie philosophisches Nachsinnen über mehreren Flaschen Wein. A fever you can’t sweat out.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 05.07.19 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 11.07.19 ab 00:00 Uhr.
Die kubanischen Wurzeln der Basler Singer/Songwriterin Ines Brodbeck und die Zufallsbekanntschaft mit Produzenten Gabriel Sullivan (Xixa) legen den Grundstein zu „Now“, dem 3. Album der Schweizerin. Eine Platte im Nirgendwo zwischen Tucson, Arizona, Mexiko und dem Westen, durchdrungen von Fiktion und Realität, zwischen Erfahrung und Hirngespinst. Dass an der Produktion auch Winston Watson (über 400 Shows Drummer bei Bob Dylan) und Ryan Alfred (früherer Tour-Bassist bei Calexico) mitwirken, macht „Now“ wohl zu einem wundersamen Hybriden aus der Ecke „Mystic Americana Desert Pop“.
Indie-Rock, Folk Noir und Tex-Mex, narrativ wie Anaïs Mitchells „Hadestown“ und verstörend wie ein Fiebertraum. Wie ein Road Trip mit Ennio Morricone und Giant Sand durch die Schauplätze der Roadmovies der 1980er und 1990er: Mal akustisch und gewittrig wie bei „Buchblatter“, mal fragil und leicht bei „Verano“. „Prophet“ duettiert sich düster, gespenstisch und betörend durch den Gedankenwald des Übersinnlichen.
Die Mehrsprachigkeit der Songs und die Akustik-lastige Herangehensweise an die Imaginationen des American Desert Pop öffnen das Kopfkino in Richtung fairy Tales, Hexerei, reisende Outlaws und der Vorstellung, Dylan hätte mal mit Neil Young ihre entspannten Chords auf einem Acid Rock Festival gespielt. Staubig und fiebrig wie Alltagsrealitäten. Langsam und träge ob der Hitze des Körpers, aufreibend und anxious ob der dunklen Sehnsucht, der Inez‚ Musik zugrunde liegt. Die Sehnsucht nach verschiedenen Welten gleichzeitig.
Wenn der Atem des Todes im Nacken sitzt und das Licht der Wüste mit der Dunkelheit verschmilzt. (srf.ch).
„Now“ ist dafür der beste Anfang.
„Now“ von Inez ist am 24. Mai 2019 bei Czar Of Crickets Productions erschienen.
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