Hörenswert: Jimi Tenor – “Aulos”
In diesen turbulenten Zeiten ist der Rat von Mystikern, Esoterikern und Propheten wohl besonders gefragt.
Mit Jimi Tenor wählt die Radiofabrik sozusagen den Chef-Mystiker zum spirituellen Führer und vertraut seiner musikalischen Energiearbeit und seinen ekstatisch-psychedelischen Klängen ihr Schicksal im Jahre 2021 an. Und sollte jemand voll Zweifel sein, so erblicke er das Bildnis des exzentrischen Finnen auf dem Front-Cover in all seiner Herrlichkeit.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 01.01.21 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 07.01.21 ab 00:00 Uhr.
Dieses ist das Werk des ghanaischen Künstlers Babs, der hier wiederum das Gemälde “Väinämöisen“ des berühmten finnischen Meisters Robert Wilhelm Ekman neu interpretiert. Dargestellt ist eine Szene aus der finnischen Mythologie das zeigt, wie eben dieser Charakter mit seiner magischen Stimme wahre Wunder vollbringt (Wenn das nicht verschwurbelt ist…)
Auch auf seinem zweiten Album für das Label Philophon vertraut Tenor auf seine Grundformation, die bereits „Order of Nothingness“ (2018) eingespielt hat. Für das so wichtige rhythmische Fundament sorgen somit wieder das ghanaisch-deutsche Drum-Duo Ekow Alabi Savage und Labelchef Max Weissenfeldt. Eine Aufzählung der zahlreichen ghanaischen Gaststars, von denen einige auf den Samplern des Labels zu finden sind, ist weiter unten angeführt. Eingespielt und gemischt wurde in Berlin und im brandneuen „Joy Sound Studios“ in Kumasi, Ghana.
Soweit also die Eckdaten. Was bei dieser finnisch-ghanaisch-deutschen metaphysischen Verschmelzung bei dem zudem noch ein Instrument aus der griechischen Mythologie namensgebend war herausgekommen ist, kann nicht genau beantwortet werden. Jedenfalls ist es trotz des Afrobeats und der Polyrhythmik kein afrikanisches Album, aber eben auch kein Soul-, Jazz-, Funk- oder Rock-Album. Mit Sicherheit ist es aber eines: nämlich völlig durchgeknallt. Und auch der Albumtitel selbst ist eher irreführend:
„Like the name of the album “Aulos” suggests I wanted to feature flute quite heavily on it. I love complicated melodies and structures, so there are a couple of songs where went just for it. Of course the core of the album is groove based music with African-style bass lines“.
Kurzum: es findet sich auf dem gesamten knapp 40 Minuten dauernden Album eher wenig Flöte. Auch an dieser Stelle wurde schon einiges über Jimi Tenor geschrieben. Was bleibt ist, dass sich der Finne einer genauen geografischen, musikalischen, oder künstlerischen Verortung entzieht. Und auch wenn die einzelnen Zutaten vage an Krautrock, Afrobeat, Pop, Avantgarde, spirituellen Jazz oder auch an “Raumschiff Orion” erinnern. Es ist der ganz originäre und bizarre, hoch unterhaltsame und groovige, abgedrehte und spirituelle Mix eines großen musikalischen Mystikers mit dem wir das Jahr hier beginnen: “Aulos”: genial und völlig durchgeknallt.
„Aulos“ ist am 20. November 2020 auf Philophon erschienen.
Personel:
- Ekow Alabi Savage, Max Weissenfeldt – dr
- Florence Adooni, Lizzy Amaliyenga – voc
- Kofi Emma – Kpanlogo
- Sergio Manuel – git
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