Hörenswert: John Abercrombie – „39 Steps“
Mit brandneuer CD und leicht umformiertem Quartett wird die Gitarrenlegende und ECM-Urgestein am Samstag, den 12.Oktober die Salzburger Kavernen bespielen. Im Rahmen des alljährlich stattfindenden Festivals “Jazz & the City” ist das ’nur‘ eines von Einhundert Konzerten, die an fünfzig Spielorten in der Altstadt bei freiem Eintritt stattfinden werden. John Abercrombie steht dabei sicherlich bei vielen Festivalbesuchern ganz oben auf der Liste.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 04.10.13 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 10.10.13 ab 00:00 Uhr.
Dem Fußball-affinen Jazzliebhaber wird bei „39 Steps“ wohl gleich die unglaublich schöne Coverart des Albums ins Auge fallen. Wenn böse Zungen behaupten, die ECM-Cover zeigen immer nur die gleiche Wiese hinter dem Firmensitz in unterschiedlichen Schärfen und Belichtungen, so scheint diese nun wohl einem Fußballplatz gewichen zu sein.
Über den Ausnahmegitarristen (Jahrgang 1944) ist sicherlich schon anderenorts alles geschrieben und gesagt worden. Jedenfalls kann das Jahr 1969 als Start seiner internationalen Karriere angesehen werden, als er die Ehre hatte, mit den großen Brecker-Brüdern zusammen zu touren.
Danach folgte eine Zeit, in der Abercrombie mit fast allen Größen des Genres zusammenarbeitete. Als Abercrombie 1974 sein erstes eigenes Album „Timeless“ auf dem Label ECM veröffentlichte, war das der Start für eine bis jetzt anhaltende Zusammenarbeit mit Labelchef und Produzent Manfred Eicher. Letzterer ist dafür bekannt, noch jeder Veröffentlichung seine eigenen, sehr bestimmten Klangvorstellungen mitgegeben zu haben. Nicht wenige Musiker, wie beispielsweise Dave Holland oder auch Nils Petter Molvaer, veranlasste wohl auch dieser Umstand zu einem Labelwechsel.
Und auch „39 Steps“ präsentiert sich daher in dem für ECM so typischen Sounddesign: Nie laut (oder zu expressiv) und immer mit feiner Klinge vorgehend, entfaltet sich hier mit aller Gelassenheit die Musik. Dabei gestaltet Schlagzeuger Joey Baron ganz feinfühlig und führt das Quartett mit seinem vordergründig ohne metrisches Zentrum auskommenden Spiel in Sphären, in denen sich gerade Marc Copland (Klavier) und John Abercrombie sehr wohl zu fühlen scheinen.
Bassist Drew Gress besticht dabei mit seinem reduzierten Spiel und seinen ewig variierenden Bassbegleitungen. Der Rest entspinnt sich auf Basis der taktilen Improvisation, wobei gleich zu hören ist, dass hier Musiker am Werk sind die sich auf dieser Ebene blendend verstehen. Immer zart bleibend und stets mit fragilem Erscheinungsbild offenbart sich das Geheimnis dieser Musik wohl nur dem konzentrierten Zuhörer.
Das Album ist am 20. September 2013 auf ECM erschienen.
Besetzung:
John Abercrombie, guitar
Marc Copland, piano
Drew Gress, double bass
Joey Baron, drums
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