Hörenswert: Pink Mountaintops – „Get Back“
Bereits seit elf Jahren leitet Mastermind Stephen McBean die Punkrock-Kapelle Pink Mountaintops. „Get Back“ ist das vierte Album dieser Konstellation, wer sich da aber den Fortgang der late-night-misery und des traurigen Pops des Vorgängers „Outside Love“ erwartet, findet sich hier in treibender Fußwipp-Musik, Shoegaze-Punk und – ja, tatsächlich – feinem Britpop wieder.
In Summe ein lautes und durchdachtes Rock-Album der Spitzenklasse, das man gerne zwischen Iggy Pop, Morrissey und Oasis ansiedeln darf.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 02.05.14 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 08.05.14 ab 00:00 Uhr.
Diese facettenreiche Mischung auf „Get Back“ kommt nicht von irgendwo, McBean musiziert bei den Psych-Rockern seiner Hauptband Black Mountains, hatte aber z.B. auch schon bei Dinosaur Jr., Giant Sand oder Sunn O das Vergnügen. Pink Mountaintops starteten eigentlich mit verträumter, Lo-Fi-Musik, als die sanfte Alternative zu den mühsamen Stunden des Tages.
Auf „Get Back“ sind auch einige der frühesten Mitstreiter McBeans musikalisch vertreten, das Album klingt fast wie der zweite Frühling der Band, auf der auch mit einer gehörigen Portion Nostalgie die schöne alte Zeit des Nihilismus erinnert wird. Eigentlich die beste Vorlage für den Soundtrack einer verrückten Nacht voller Ausschweifungen.
So bietet „Get Back“ jene Mischung, die man sich ansonsten auf Mixtapes zusammensammelt: „Ambulance City“ eröffnet die Platte mit straightem Rock, elektrisierenden Beats, pulsierendem Bass und einer Stimme wie umhüllt mit einem staubigen und verwüsteten Leichentuch, und irgendwie an The Hives erinnernd. „Through the worry“ ist ein perfekter Britpop-Song, inklusive Gast-Gitarrist J. Mascis, der ein sehr J. Mascis’ Gitarrensolo hinlegt. „Wheels“ hingegen stattet Morrissey und The Smiths einen Besuch ab, mit eleganten Träumereien und schließlich ist auch noch Leaze-Rap bei „North Hollywood Microwaves“ zu finden, mit Annie Hardy (Giant Sand) und Bildern aus Pulp Fiction vor den Augen.
„Get Back“ verzichtet trotz der Möglichkeiten auf alle 80er- und 90er-Elemente und bettet sich zwischen der lust for life-Ära Iggy Pops und Berlin Bowie ein, als eine rockige und ausgelassene Party voller in-the-moment-Attitüde unter Gleichgesinnten. Eine Ode an die Herrlichkeiten der rebellischen Jugend und des Rock’n’Roll, ohne Scheu vor zeitweise grenzwertiger Glam-Perfektionen und lyrischen Plattitüden. Was aber in diesem „Second summer of love“ niemanden so richtig stört, gehört doch eine gesunde Portion Hedonismus auch dazu.
Mit „The Last Dance“ neigt sich nicht nur die verrückte Nacht dem Ende zu. Gut gehen muss es einen danach auch nicht, aber „Get Back“ ist aufrichtig genug, um einen für sich zu gewinnen und auch gefährlich genug, sich zu wünschen es säße gerade jemand neben einem im Auto, auf dem Weg von Vancouver nach L.A. Ja, schon wieder Kanada. Wer hätte das gedacht, das ist Rock’n’Roll wie er in reinster Form sein sollte.
„Get Back“ von Pink Mountaintops ist am 28. April 2014 bei Jagjaguwar erschienen.
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