Hörenswert: Resolution 88 – „Revolutions“
Mit ihrem dritten Album wandert die Formation aus dem britischen Cambridge erneut auf den Spuren von Herbie Hancocks Headhunters. Mit musikwissenschaftlicher Präzision, spielerischem Können und einer perfekten Produktion nähert sich Bandleader Tom O’Grady nicht nur dem Klangideal der Siebziger an, sondern auch den musikalischen Konzepten seines großen Vorbilds, ohne dabei wie eine zeitgenössische digitale Spiegelung zu klingen.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 06.12.19 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 12.12.19 ab 00:00 Uhr.
Tom O’Grady – so sagt die Legende – hat sich das Ziel gesetzt, nicht nur jede Aufnahme, die von Herbie Hancock existiert, zu hören, sondern auch zu analysieren, gegebenenfalls die verwendeten Effekte, deren Bauart und Einstellungen zu recherchieren, sowie die Soli seines großen Vorbilds zu transkribieren. Kurzum: Tom O’Grady ist ein wahrer Adept Herbie Hancocks, insbesondere von dessen Schaffensperiode der Siebziger.
Würden sich Resolution 88 darauf beschränken nur zu kopieren, wäre das zwar eine beachtliche technische Leistung, aber aus künstlerischer Perspektive noch nicht erwähnenswert. Doch O’Grady ist keinesfalls ein ‚ewig Gestriger‘, denn neben dem klassischen Jazz-Funk a la Herbie Hancock lassen Resolution 88 jede Menge zeitgenössische musikalische Ansätze wie Drum&Bass und Breakbeats einfließen.
Gleich nach den ersten Takten des Openers „Pitching Up“ werden zwei weitere Ansätze sofort hörbar: Zum einen handelt es sich hier um eine hoch professionelle Produktion, die fehlerlos ist und eine äußerst glatte Oberfläche besitzt. Demzufolge mögen zwar ein paar Nummern vorerst wie ein spontan eingespielter Jam klingen, doch diesen Fehler sollte man nicht machen, da Resolution 88 ganz sicher in der Lage sind, jede Nummer Ton für Ton so zu spielen wie hier zu hören ist (spätestens seit der Veröffentlichung der kompletten „Bitches Brew“-Sessions sollte klar sein, wie ausgefeilt solche ‚Jams‘ in Wirklichkeit sind). Zum anderen sind hier Liebhaber der analogen Tonträger aus Vinyl am Werke und jeder, der einen Plattenspieler besitzt, kennt das Missgeschick der falschen RPM, welches auf „Pitching Up“ künstlerisch umgesetzt wird (Neneh Cherrys Rip, Rig & Panic-LP aus dem Jahre 1981 kann auf 45 und auf 33 RPM abgespielt werden!).
„Revolutions“ ist ein sehr gelungenes Konzeptalbum, das ein paar sensationelle Grooves in sich trägt, fantastisch gespielt ist und mit „Pitching Up“ einen Jazz-Funk-Hit mit einem vertrackten Rhythmus mitbringt. Interessierte sollten natürlich die LP kaufen.
„Revolutions“ ist am 20. September 2019 auf Légère Recordings erschienen.
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