Hörenswert: Tony Allen & Jeff Mills – „Tomorrow Comes The Harvest”
Von blasphemischem Zweifel geplagt, war man vielleicht, als Tony Oladipo Allen 2017 sein „Tribute To Art Blakey And The Jazz Messengers” herausbrachte. Doch reichten die ersten vier Takte aus um den Mangel an Glauben in Demut zu verwandeln.
Und jetzt ein Live-DJ-Set mit der Detroit-Techno-Legende Jeff Mills? Die Überraschung ist groß, aber die Vorstellung klein. Denn hier treffen sich zwei Legenden, die beide einen unglaublich originären Stil entwickelt und mit ihrem Schaffen ganze Generationen beeinflusst haben.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 23.11.18 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 29.11.18 ab 00:00 Uhr.
Dass Tony Allen und Elektronik funktioniert müsste spätestens seit „Psyco on da Bus“ (einem viel unterschätzten Album mit Doctor L an den Reglern) bekannt sein. Das war im Jahre 2001. Und nun also ein Live-DJ-Set mit Jeff Mills. Sicherlich hat das Label Blue Note dabei nicht nur an Kunst gedacht, als dieses Projekt ins Leben gerufen wurde. Zwar sind die Unterschiede zwischen ihren beiden musikalischen Welten groß, doch irgendetwas Gutes wird dabei schon rauskommen. So wohl der Gedanke. Und wieder sind es gleich die ersten Momente von den Opener, die einerseits wieder Begeisterung entfachen und andererseits gleich klar machen, dass es ein Album von Tony Allen ist, dass wir hier vorliegen haben.
Denn „Locked And Loaded“ liefert mit viel Elektronik auch ein stabiles rhythmisches Fundament, dass Allen die Freiheit schenkt darüber etwas zu spielen…oder eben auch nicht. Trotz der enormen Macht der betörenden Klangwelten von Mills, der 2000 Fritz Langs „Metropolis“ elektronisch interpretierte, ist es doch Allen, der hier gestaltend die Fäden (oder Sticks) in der Hand hält.
„Tomorrow Comes The Harvest” ist auf Blue Note bisher ‘nur’ auf Vinyl erschienen und umfasst in dieser Form lediglich vier etwas längere Nummern. Als mp3-download oder als Stream bekommt man zusätzlich ein zehn Track starkes Paket aus weiteren Edits und Instrumentals das von Universal Music Division Decca Records France vertrieben wird. So viel zum aktuellen Stand von Tonträgern in der Musikwirtschaft.
Da sich sowohl Edits, als auch Instrumentals nicht fundamental, sondern eher im Detail von den Originalen unterscheiden, haben wir es mit einer letztlich kurzen Laufzeit und einem etwas dürftigen kreativen Output zu tun, dass uns hier geboten wird. Doch dieser wenige ist wirklich exzellent geworden. Irgendwie völlig trippig im Downtempo-Bereich angesiedelt entfaltet die Musik einen hypnotischen Sog, der wirklich beachtlich ist.
Hier und da entstehen rhythmische Gebilde, die mantrenartige Wiederholungen finden bevor sie Mills mit völlig spacigen Sounds davon schießt. Dabei spielt der große Schlagzeuger Tony Oladipo Allen, natürlich wie immer. Unglaublich gelassen gespielt sind es Groove-Lektionen, die auch dieses Mal ohne störende Virtuosität mit einem Laid-Back Feeling dahin fegen, wie vielleicht nur er es kann. Dazu spannt Mills Filmmusikartige Sphären auf, Ob Jazz, Pop, Hip-Hop oder eben Elektronik: Tony Allen hat die Saat gut gelegt. Seine Erfindung, der Afrobeat geht in völlig unterschiedlichen Musikrichtungen gut auf. „Tomorrow Comes The Harvest”.
Das Album ist am 28. September 2018 auf Blue Note erschienen.
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