With Every Breath
Artarium
Sonntag, 14. August 2022 um 17 Uhr (WH am Montag um 14 Uhr)
“Shabbat Shalom!” – Wirklich? An einem Sonntag? Pardon, aber unsere Sendung findet programmgemäß immer an einem Sonntag statt. Und nachdem sie danach zeitlich unbefristet nachzuhören ist, kann das ganze Album “With Every Breath – The Music of Shabbat” freilich auch zu solcher Gelegenheit angewandt werden. Die darin enthaltenen Titel widerspiegeln nämlich allesamt die Tradition der Shabbat-Liturgie nebst chassidischen Liedern in zeitgemäß zugänglicher Verbearbeitung, mit viel Leidenschaft und Kunstverstand vorgebracht von der Synagoge “B’Nai Jeshurun” aus New York. Aufgenommen, abgemischt und herausgebracht hat dieses stimmungsvolle Kleinod der ebenfalls in New York ansässige Musik-Club “Knitting Factory” mit hauseigenem Label …
Seinen Weg in unsere Ohren fand es durch die geschätzte Kollegin Mirjam Jessa (eine jener Stimmen, die der Stimmung gerecht werden) 1999 in der von ihr mitbegründeten Ö1-Sendereihe “Spielräume”. Es war dazumals noch einigermaßen umständlicher als heute, sich ein Album von einem Indie-Label aus den USA einfliegen zu lassen, doch die darauf enthaltene wegweisende Kulturgrenzauflösung war aller Bemühung wert. So bringen wir jetzt diesen weithin unbekannten Schatz wiederum anderen zu Gehör, auf dass die Welt rund um unser akustisches Einflussgebiet ein Stück schöner wird. Wie wir auch die Gedanken eines gewissen Rabbiners aus Nazareth weiter entwickeln können, in diesem Fall etwa zu: “Liebe deine Übernächsten!” Apropos Rabbiner, die B’Nai Jeshurun Synagoge ist da wohl mit zwei besonders kreativen Exemplaren gesegnet, Rabbi José Rolando Matalon und Rabbi Marcelo Bronstein, die auf diesem Album auch sprechsingend zu erleben sind. Und deren Hazzan (Kantor) Ari Priven zeichnet für die vielschichtigen, vielstimmigen und vielfältigen Musikdarbietungen verantwortlich. Alles in allem vom Glück verfolgt, heißt es bei André Heller. Alles in allem hörenswert, heißt es bei uns.
“Wenn du glaubst, dass Gott existiert, aber nicht entsprechend handelst, verhältst du dich wie jeder andere Gläubige. Das ist nicht besonders interessant. Wenn du nicht an Gott glaubst und dich verhältst, als ob es ihn nicht gibt, dann bist du ein säkularer Philosoph… Interessant wird es aber, wenn man die beiden Positionen in einem Paradox verknüpft. Also in der humanistisch agnostischen Haltung, wonach ich glaube, dass es keinen Gott gibt, aber ich mich um der Tradition willen so verhalte, als ob er existierte. Ganz verrückt wird es dann mit Kirkegaard, der eigentlich sagt: Ich weiß, dass es Gott gibt – aber ich verhalte mich so, als ob er nicht existiert.” Slavoj Žižek
Trauen wir uns über unsere gewohnten Grenzen hinaus: Rettung lauert überall.
Zur Sendungsseite: Artarium
Alles zum Nachhören gibt es unten oder HIER
Sendungen zum Nachhören
Scenes from a Night’s Dream
Es geht ans Eingemachte. Aber mit Humor, das ist überlebenswichtig. Beginnen wir mit einem Urgestein der hierzulandigen Unterhaltungskunst: Lukas Resetarits, der in seinem Programm “Schmäh” einige Wirklichkeiten bis zur Kenntlichkeit entstellt. Und der endlich auch einem Grundphänomen der peinlich/lustigen Selbstäußerung den nötigen Platz einräumt: dem…
Versenkte Erinnerung
Liebe Leute! Da müht man sich jahrzehntelang herum, dass die Erinnerung ans BÜCHERVERBRENNEN nie vergessen wird, und auf ein Mal taucht (im wahrsten Wortsinn) noch ein Wahnsinn im Umgang mit unerwünschtem Gedankengut auf, das BÜCHERVERSENKEN, von den Staatsbehörden des Austrofaschismus 1934 kurz nach den Februarkämpfen…
Thomas Andreas Beck – Ernst (Album)
Seltsam, im Nebel zu stochern. Oder unter dem Teppich nachzuschauen, was da schon so lang drunter gekehrt wird. Oder doch nicht? Die Generation der Nachkriegskinder ist mit erheblichen Leerstellen im Familiengedächtnis aufgewachsen. Mit Auslassungen, Umdeutungen und Tabus in der Erinnerung. Thomas Andreas Beck allerdings macht…
Schatten über Salzburg
Der Autor, Liedermacher und Kabarettist Peter Blaikner hat jüngst “einen Roman nach einer wahren Begebenheit” mit dem Titel “Schatten über Salzburg” herausgebracht. Der bezieht sich auf eine Besetzung des Petersbrunnhofs durch Neonazis im Jahr 1993 sowie verschiedene damit in Zusammenhang stehende Ereignisse. Nachdem es uns…
Reclaim the Radio
Der ORF überschlägt sich geradezu in seiner aktuellen “100 Jahre Radio” Selbstlobinszenierung – aber unterschlägt dabei unter anderem, dass es Radio in Österreich schon seit 101 Jahren und 6 Monaten gibt. Auch wenn er das einigermaßen vorsichtig formuliert: “Der 1. Oktober 1924 gilt als die…
Lass' uns einen Kommentar da