„Ich bin ein freies Radio“: Eduard Ploier- Preis an Georg Wimmer verliehen
Radiofabrik-Chefredakteur lobt in Dankesrede die Leistungen Freier Radios und übt schwere Kritik an der österreichischen Medienpolitik
Wien/Salzburg, am 22. 1. 2009
Die Radiofabrik wurde beim „Radiopreis der Erwachsenenbildung“ 2008 zum zweiten Mal in Folge prämiert. Am Montag wurde der Preis im Wiener Funkhaus im Rahmen eines Festakts verliehen. Die Laudatio hielt der Schriftsteller Paulus Hochgatterer. Von sechs verliehenen Preisen gingen drei an Freie Radios, drei an den ORF.
In der Kategorie „Bildung und Wissenschaft“ – im nach dem ehemaligen ORF-Kurator benannten Eduard Ploier-Preis – setzten sich Radiofabrik-Chefredakteur Georg Wimmer und Erich Themmel vom Christian-Doppler-Gymnasium mit der gemeinsamen Produktion „Das Zigeunerlager Salzburg Maxglan. Vorhof zum KZ. Ein HörMahnmal“ durch. In dieser Sendung verlesen Schülerinnen und Schüler die Namen jener Kinder, die in dem Zwangslager interniert waren. Die Namen betteten die Sendungsgestalter in Originalaufnahmen von Überlebenden, Interviews mit HistorikerInnen und Zitaten aus dem kriminalpolizeilichen Amtsschriftverkehr zum so genannten „Zigeunerlager” ein.
Die Gestaltung der Sendung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Salzburger Personen-Komitee Stolpersteine und insbesondere mit dem Historiker Gert Kerschbaumer, der die Namen und Schicksale der Lagerinsassen in mühevoller Arbeit recherchiert hat.
In seiner Dankesrede vor über 100 Gästen und MedienvertreterInnen gab sich Wimmer unbequem, forderte mit dem Slogan „Ich bin ein Freies Radio“ Anerkennung der Community-Medien als Säule des Mediensystems und kritisierte mit „Ich bin diskriminiert“ auch die Politik des Bundeslandes Salzburg.
„(..) Ebenso ist es eine Diskriminierung, wenn behauptet wird, dass Österreich ein duales Rundfunksystem hat. Österreich (..) hat ein triales Rundfunksystem. Es gibt den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, es gibt privat-kommerzielle Radios und es gibt uns, die Freien Radios Österreichs mit mehr als 2.500 Freien RadiomacherInnen. Wer die Freien unter dem Begriff der Privatradios subsumiert, ignoriert den selbstgewählten öffentlichen Auftrag, den sich die Freien Radios gegeben haben. Er kehrt ihren Anspruch auf Bildung, Ausbildung und Empowerment von Minderheiten ebenso unter den Teppich wir ihr zivilgesellschaftliches Engagement. Ich bin ein Freies Radio!
(..) Die Politik schaut zu, hört aber nicht hin. In Salzburg zum Beispiel geht eines der etabliertesten und bestfunktionierenden Freien Radios – die Radiofabrik – gerade den Bach hinunter. Das Land Salzburg hebt unterdessen mit großer Gelassenheit Jahr für Jahr 6 Millionen Euro an Rundfunkgebühren ein und macht damit alles mögliche – nur keine Medienförderung.“
Radiofabrik-Geschäftsführer Alf Altendorf freut sich über die Auszeichnungen als Beweis dafür, dass die Radiofabrik gerade im inhaltlichen Bereich exzellente Arbeit leistet. “Wir haben ein Team mit außerordentlich kompetenten Leuten und geben diese Medienkompetenz auch in Workshops weiter”. Altendorf schließt sich Wimmers Kritik an und erneuert die Aufforderung an das Land, Salzburgs Community-Radio stärker zu unterstützen.
:: Texthinweis: Redetext Georg Wimmer (Funkhaus Wien) vom 19.1.2009
:: Bildhinweis:
Autor: Schedl
„Preisverleihung Eduard Ploier- Preis auf Bühne Grosser Saal Funkhaus“
Im Bild von links: Prof. Erich Themmel, Radiofabrik-Chefredakteur Georg
Wimmer, Andrea Schmid und Marcel Reidl stellvertretend für die 4C des
Christian-Doppler-Gymnasiums sowie Ing. Rudi Planton von der ARGE
Bildungshäuser (als Vertreter Erwachsenenbildungsverbände)
:: Rückfragenhinweis:
Alf Altendorf: a.altendorf@radiofabrik.at
Tel: 0662/84 29 61-29