Güterwege statt Kulturprojekte
Salzburg, am 09. August 2012
Das Regionalförderprogramm LEADER der EU ist bereits durch seine Struktur stark auf die Förderung der Landwirtschaft ausgerichtet. Obwohl bei den Zielen des Programms ein breiter Ansatz in der Entwicklung des ländlichen Raumes verfolgt wird, ist es beispielsweise für Kulturinitiativen in der Praxis äußerst schwierig aus diesem Topf Mittel zu lukrieren. Das stellt die Radiofabrik zu einem Bericht des Rechnungshofes über den Umgang mit den LEADER-Mitteln im Land Salzburg fest. Der Rechnungshof hatte aufgezeigt, dass 43 Prozent der Mittel in den Wegebau fließen und magere 3,3 Prozent in Bildung, Soziales, Frauen, Jugend und Kinder.
„Natürlich ist die geforderte Nachhaltigkeit eines Projektes beim Wegebau einfacher zu leisten. Ein fertiger Weg kostet nicht mehr viel. Kultur- und Sozialprojekte müssten sich nach der Anschubfinanzierung durch LEADER selbst weitertragen“, sagt Eva Schmidhuber, die für die Radiofabrik mehrere EU-Projekte geplant und umgesetzt hat. Und selbst diese Anschubfinanzierung beträgt von Land und EU gemeinsam nur cirka 50 Prozent. Für die Abdeckung der zweiten Hälfte sowie den laufenden Betrieb kommen in erster Linie die Gemeinden in Frage, die damit in der Regel überfordert sind. Hinzu komme, dass im Rahmen von LEADER ein Projektträger – im Gegensatz zu anderen EU-Programmen – die gesamte Summe selbst vorfinanzieren muss. Das könne sich keine Kulturinitiative leisten.
Die Radiofabrik hatte beispielsweise versucht, mit LEADER-Finanzierung im Tennengau ein „Radioauto“ zum Einsatz zu bringen, das auf Tour durch die Dörfer geht und Menschen zur Medienproduktion animiert. Die Idee dieses mobilen Ausbildungs- und Sendestudios wurde vorerst aufgeschoben. Die Vorfinanzierung hätte für eine Kultureinrichtung wie die Radiofabrik, die an sich schon schlecht abgesichert ist, ein unkalkulierbares Risiko dargestellt.
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