Was ist Freies Radio?
Werbefreies Programm von lokalen Communities als Alternative zum Medien-Mainstream
Freie Radios wie die Radiofabrik gehorchen nicht den Regeln des Marktes. Freie Radios sind werbefreie, unabhängige und gemeinnützige Hörfunkveranstalter. Sie machen aus Hörerinnen Produzentinnen und verschaffen Menschen Zugang zum Medium. Sie vermitteln Medienkompetenz, stellen Technik zur Verfügung und helfen bei der Umsetzung von Ideen.
Mit ihrem offenen Zugang erweitern Freie Radios die Meinungsvielfalt im lokalen Raum. Sie sind Begegnungsorte für Menschen aus den verschiedensten Lebensbereichen und leisten einen wesentlichen Beitrag für eine offene und pluralistische Gesellschaft, in der zivilgesellschaftliches Engagement und barrierefreie Partizipation gefördert werden. Das Programm ist so vielfältig wie die ehrenamtlichen Radiomacher*innen es sind: eine ständig wachsende Community. Auch du kannst dich „einschalten“!
Auch im 21. Jahrhundert ist Radio jenes Medium, das die meisten Menschen erreicht. Trotzdem werden Meinungen, Ideen und Wünsche ganzer Bevölkerungsgruppen nie gehört, denn herkömmliches Radio ist kommerziell. Gesendet wird meist was angepasst ist und leicht ins Ohr geht, denn so lassen sich Werbezeiten besser verkaufen. Die Werbefreiheit der Freien Radios ist ein Garant für Unabhängigkeit, kritischen Diskurs, Musik und Inhalte abseits des Mainstreams.
Produktionen der 14 Freien Radios Österreichs sind in den Online-Mediatheken Freie Radios Online & Cultural Broadcasting Archiv, kurz CBA, nachhörbar.
Die nationale Interessensvertretung ist der Verband Freier Rundfunk Österreichs mit Sitz in Wien. Die AMARC, ARMARC-Europe und CMFE sind internationale und europäische Dachverbände, wo die Radiofabrik – über ihre Interessenvertretung – ebenfalls Mitglied ist.
Zahlen & Fakten 2023: Beschäftigte mit echtem Dienstvertrag (VZÄ): 95, Sendereihen gesamt: 1.325 aus Musik, Kultur, Wissenschaft, Soziales und Politik, Sendungsmacher_innen im Offenen Zugang: 2.798, Interviewpartner_innen: 13.162, Beiträge on Demand: 132.181, Sprachen on air: 41, Workshoptage: 883, davon 231 mit Schulen, Workshop-Teilnehmer_innen: 8.132, davon 3.165 Schüler_innen, Technische Reichweite: 6.091.000 (Haushalte, die Rundfunk terrestrisch analog und über Kabel technisch empfangen können), Social Media Follower_innen: 109.936, Gesamtumsatz: € 8.416.011,21
Verband Freier Rundfunk Österreich
Die Radiofabrik ist Mitglied des Verband Freier Rundfunk Österreich und damit der Charta des Freien Rundfunks verpflichtet.
Charta des Freien Rundfunks Österreich in der Fassung 2020
„Freie Radios und Community TVs sind nicht-kommerzielle Rundfunkveranstalter*innen. Sie sind unabhängige, gemeinnützige und nicht auf Profit ausgerichtete Medienunternehmen, die einen Offenen Zugang der Allgemeinheit zur Medienproduktion sowie deren terrestrischer und digitaler Distribution bereitstellen. Ziel ist es, so eine breitere Beteiligung der Bevölkerung vor allem im Kontext terrestrisch sendender Medien zu ermöglichen und auf diesem Wege einen wesentlichen Beitrag zur Meinungsvielfalt im Rundfunk zu leisten. Als dritter Rundfunksektor erweitern Freie Radios und Community TVs neben öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Rundfunkveranstaltern die Meinungsvielfalt.
1. Offener Zugang / Public Access
Freie Rundfunkveranstalter*innen geben allen Personen und Gruppen innerhalb des gesetzlichen Rahmens die Möglichkeit zur unzensierten Meinungsäußerung und Informationsvermittlung. Vorrang haben dabei soziale, kulturelle und ethnische Minderheiten sowie solche Personen und Gruppen, die wegen ihrer gesellschaftlichen Marginalisierung oder sexistischen oder rassistischen Diskriminierung in den Medien kaum oder nicht selbstbestimmt zu Wort kommen.
2. Partizipation
Freie Rundfunkveranstalter*innen stellen Trainings-, Produktions- und Verteilungsmöglichkeiten zur Verfügung. Sie bilden Plattformen lokaler und regionaler Medienproduktion sowie Musik-, Kunst- und Kulturproduktion. Sie sind offen für gesellschaftspolitische Initiativen und für gesellschaftlich oder medial marginalisierte Communities und Perspektiven. Sie laden die Bevölkerung zur aktiven Beteiligung ein, spiegeln die gesellschaftliche, kulturelle und sprachliche Vielfalt ihrer Versorgungsgebiete wider und fördern den Dialog.
3. Gemeinnützigkeit / Nicht-Kommerzialität / Faire Arbeitsbedingungen
Freie Rundfunkveranstalter*innen stehen nicht im Privateigentum Einzelner, sondern sind gemeinsam von ihren Nutzer*innen getragene gemeinnützige Organisationen. Ihre Tätigkeit ist nicht auf Gewinn ausgerichtet. Ihre Programme verfolgen das Prinzip der Werbefreiheit. Zur Stärkung ihrer Unabhängigkeit bemühen sich die Freien Rundfunkveranstalter*innen um unterschiedliche Einnahmequellen. Die Finanzierung erfolgt zum Beispiel durch öffentliche Förderungen, Mitgliedsbeiträge, Kooperationen, Spenden und Sponsoring. Mit fairer Bezahlung von Mitarbeiter*innen und Honorarkräften fördern sie gute Arbeitsbedingungen.
4. Transparenz / Organisation
Im Freien Rundfunk sind die Organisation und die Auswahlkriterien für Sendungen transparent und nachprüfbar zu gestalten sowie öffentlich zugänglich zu machen. Ihre Mitarbeiter*innen setzen sich aktiv mit Benachteiligungen auseinander. gemeinsam von ihren Nutzer*innen
5. Lokalbezug / Regionale Entwicklung
Freie Rundfunkveranstalter*innen verstehen sich als lokale und regionale Medien, die regionale Entwicklung nachhaltig und positiv auf sozialer, ökologischer und ökonomischer Ebene beeinflussen. Freie Rundfunkveranstalter*innen handeln nach dem Grundsatz ‘Denke global, handle lokal!’, fungieren als Sprachrohr der lokalen Bevölkerung und führen regionale Themen und Produktionen in internationaler Vernetzung und Kooperation fort. Freie Rundfunkveranstalter*innen arbeiten aktiv zusammen, so zum Beispiel durch gemeinsame Mediatheken, Programmaustausch oder die gemeinsame Realisierung von medialen, kulturellen, künstlerischen oder gesellschaftspolitischen Projekten.
6. Unabhängigkeit / Journalistische Qualität
Freie Rundfunkveranstalter*innen sind in ihren Eigentümer*innenverhältnissen, Organisationsformen, Herausgeber*innenstrukturen und in der Programmgestaltung unabhängig von staatlichen, kommerziellen und religiösen Institutionen und politischen Parteien.
Sie fördern eine sorgfältige, unabhängige und unbequeme Berichterstattung und verpflichten sich freiwillig dem Ehrenkodex für die österreichische Presse.
7. Antidiskriminatorischer & politischer Anspruch
Freie Rundfunkveranstalter*innen fördern eine selbstbestimmte, solidarische und emanzipatorische Gesellschaft. Sie treten für freie Meinungsäußerung, Meinungsvielfalt, Gleichberechtigung, Menschenwürde und Demokratie ein.
Sie arbeiten aktiv gegen Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Gender, Sexualität, sozialer oder ethnischer Herkunft, Religion, Hautfarbe, körperlicher oder geistiger Fähigkeiten, Sprache oder Alter.
Sie fördern den Gedanken eines starken, einigen und solidarischen Europas und unterstützen die Ziele und Werte der Europäischen Union.“
Download: Charta 2020 (PDF)