Artarium: Käptn Peng! (Der Anfall ist nah)
Sonntag, 12. Januar 2014 ab 17:06 Uhr : “Nein, der deutschen Rap-Gemeinde wird auch dieser zweite Versuch nicht zusagen.” Dies konstatiert der popkulturell immerhin nicht unversierte MusikExpress am Anfang seiner danach doch zunehmend hymnischen Rezension (5 Sterne) des neuen/ersten Albums “Expedition ins O” von Käptn Peng und die Tentakel von Delphi. Letztere sind das aktuelle, um drei weitere Musiker verstärkte Bandprojekt der Gebrüder Gwisdek, ehedem bekannt als Shaban & Käptn Peng und mit ihrem Album “Die Zähmung der Hydra” längst flächendeckend erfolgreicher Geheimtipp unter Genießern des gehobeneren Mundartismus, der auch dem Sprachvermögen seines Publikums mehr abverlangt als ein sonst in HipHop-Kreisen weithin verbreitetes plump-industrielles “HeyHo”-Gepose und andere Abscheulichkeiten pseudomafiösen Hintergrunds wie “Ich fick dich kaputt” Nein, dieser Käptn ist auf eine erfrischend radikale Art anders peng als die nachgehopsten Ghettomumien – und kommt noch dazu am Montag, 20. Januar ins Rockhouse Salzburg.
Wir erlauben uns also aus gegebenem Anlass, hier in unserer Reihe “Das ganze Album” oben erwähntes und nebenan abgebildetes Werk vorzustellen. Weil selbiges allerdings recht überlang ausgefallen ist (wie schon das vorherige, was uns eh freut) werden wir euch eine Auswahl von Tracks aus beiden Alben servieren, beginnend mit dem ersten natürlich, zum besseren Vergleich. Und dazu auch was sagen…
Wir werden schon von all den and’ren Weltraumrassen ausgelacht
als die nichts Checkenden, sich selbst Zerstörenden,
Verrückten, Deprimierten, die nix sehen und nix hören
Die um sich Schlagenden, Verängstigten, Bekloppten
die vergaßen was sie waren und sich selber ständig foppten
und sich toppten in der Disziplin der Selbstverarschung
Unsere Labyrinthe übersteigen die Erwartung
jedes möglichen Meisters, der Labyrinthe-Dichtkunst
(Wir folgen dem Kaninchen!)
Und plötzlich bricht uns der Boden weg
Diese Textkostprobe aus dem Titel Sockosophie stellt schon einmal unmissverständlich klar, mit welcher Gattung gerappten Gesangs wir es hier zu tun bekommen. Und auch was die Musik betrifft, sieht der MusikExpress hier für unsereinigen mehr kosmisches Licht am anderen Ende des Rockhouses als etwa für stylistisch verkrampftere Gemüter: “Die Beats haben die Tentakel von Delphi mit Gitarre und Bass, auf Reisekoffern und Plastikeimern eingespielt. Auch das, so phantasievoll klappernd und krachend zwischen Neo-Folk und Augsburger Puppenkiste, wird den Gralshütern des HipHop nicht gefallen.” Doch seien wir uns ehrlich – sind wir nicht alle manchmal ein bisschen Peng?
Käptn Bluna
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