Hörenswert: Ancient Infinity Orchestra – “River Of Light”
Auf ihrem Debütalbum macht dieses 14-köpfige Ensemble aus Leeds genau da weiter, womit einst Pharoah Sanders, Sun Ra oder auch John Coltrane begonnen haben. Somit gibt es auf “River Of Light” eine Art von spirituellem Jazz zu hören, der eine glasklare Idee verkörpert und mit viel Raum zwischen den Tönen einen ausgesprochen meditativen Ansatz verfolgt. Ein grandioses Erstlingswerk von Bandleader Ozzy Moysey mit wunderschönen impressionistischen Zügen.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 12.01.24 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 18.01.24 ab 00:00 Uhr.
Obwohl die Musik des Ancient Infinity Orchestras sehr getragen daher kommt und auch mit großer Gelassenheit gespielt ist, zieht sie uns doch sofort in ihren Bann. Es ist gerade die Ruhe ausstrahlende und meditative Art der Kompositionen, die hier sehr subtil Spannung aufbaut. Dabei verzichtet Moysey fast komplett auf die Expressivität eines späten John Coltrane, sondern setzt im Zusammenspiel vielmehr auf sehr melodiöse Motive, die scheinbar zufällig daherkommen und einen recht flüchtigen Charakter besitzen. Wie vorüberziehende Erscheinungen greift das Ensemble diese Motive auf, untermalt sie, bis diese wieder verschwinden und das nächste auftaucht. Ab und an klingt das auch aufgrund der spärlich besetzten Rhythmusgruppe sehr zeitfrei und mit wechselndem Metrum eher fließend. Sehr geschickt orchestriert klingt das nie überladen oder zu aufdringlich. So manches erinnert hier etwas an den Klang-Idealismus von Manfred Eichers Label ECM.
“It was a great three days of recording with the 14-piece band from Leeds and a similar sized choir of friends from Brighton who joined us. When we first met them and witnessed their incredible dedication and passion for the music, there was such a wholesome atmosphere that it was fun to be there. The choir members cooked for more than 30 people every day and came to the studio en masse every morning to melt together in the heat of high summer. Between takes, the band jammed in the aisles, sat in the sun and laughed a lot. The atmosphere of all these people meeting, eating, laughing and creating together in the heat of the summer really shines through on these recordings.” Ozzy Moysey
impressionistischer Ansatz gepaart mit erzählerischem Charakter
Es ist wohl der impressionistische Ansatz gepaart mit dem erzählerischen Charakter, der diese Musik so bildhaft erscheinen lässt. Der große Chor, den Moysey ebenso motivisch und textlos einsetzt, lässt “River Of Light” noch hymnischer klingen. Wie die großen Naturphilosophen scheint hier die Geschichte der Menschheit, des miteinander Seins, des Teilens von Glück und dem Schönen an sich erzählt zu werden. So erinnern auch viele Motive an Naturerscheinungen, was die gewählten Klangfarben zudem unterstreichen.
“River Of Light” ist ein grandioses Album geworden, das hoch atmosphärisch klingt und eine Stimmung verbreitet, die das Schöne an sich zelebriert. In all seiner Positivität wirkt diese Musik wie ein wohltuender Gegenentwurf zur derzeit weit verbreiteten Weltuntergangsstimmung.
Personnel
Ozzy Moysey – bass, acoustic
Oliver Dover – saxophone, baritone
Khemi Shabazz – oboe
Joel Stedman – flute
Jake Rider – saxophone, alto
Matthew Cliffe – flute
Willl Howard – saxophone, tenor
Evan Rhodri Davies – violin
Megan Jowett – viola
Michael Bardon – cello
George Buchanan – harp
Hugh Vincent – piano
Elliot Roffe – bass, acoustic
John Arnesen – drums
Toma Sapir – percussion
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