Hörenswert: Das David Helbock Trio – „Aural Colors”
Ab dem 13. März wird im Rahmen des Festivals SNOW JAZZ in Gastein wieder Jazz der Spitzenklasse präsentiert. Das diesjährige Motto lautet: „alpine roots“ mit Fokus auf Musikern aus den Zentral-Alpenländern.
Wenn am 20. März das David Helbock Trio den Wiener Saal im Hotel Europe bespielt, wird das sicher einer der Höhepunkte des international renommierten Festivals, das seit der Jahrtausendwende das Innergebirge belebt. Denn dieses Trio besticht durch fantastisches Zusammenspiel, außerordentliche Virtuosität, neue Ideen und immens viel Spielfreude.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 27.02.14 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 05.03.14 ab 00:00 Uhr.
Bei diesem rein österreichischen Trio, das bereits mit einigen Preisen ausgezeichnet wurde, handelt es sich aber nur formal um ein ‚klassisches‘ Klaviertrio. Denn auf kompositorischer Ebene bemüht sich Helbock stets darum neue Klangräume zu erschaffen und neue Möglichkeiten des Triospiels auszuloten. Raffiniert und trickreich setzt der Pianist dabei die Töne und führt den Hörer des Öfteren auf ‚falsche Fährten‘ oder überrascht mit völlig unerwarteten Wendungen. Die ganze Musik scheint auf eine Art verspielte Virtuosität ausgerichtet zu sein, bei der aber zweifelsohne der ‚Funfaktor‘ und die energetische Spielfreude tonangebend ist.
Mit Herbert Pirker und Raphael Preuschl hat Helbock zwei Ausnahmemusiker der Jazzwerkstatt Wien an seiner Seite, die einfach fantastisch begleiten, solieren und in der Lage sind jegliche Eskapade am Piano spontan zu beantworten. Vielleicht ist es nicht zu hoch gegriffen, Raphael Preuschl ob seiner Virtuosität und seinen ausgefinkelten Bassläufe als den Victor Wooten Österreichs zu bezeichnen. Auf der brandneuen CD des Trios „Aural Colors” ist Preuschl allerdings an der Bassukulele aktiv. Das Instrument war noch bis vor kurzem eher für Hochzeitsbands oder ähnliche Formationen aufgrund seiner kleinen Abmessungen interessant. Mit seinem recht akustischen Klang, der irgendwo zwischen Kontrabass und Frettless liegt, findet er aber inzwischen nicht nur bei Musikern immer mehr Freunde. Besonders klasse klingt die Ukulele in Verbindung mit Helbocks präpariertem Flügel, wie er auf dem Opener des Albums „Opfili, bist so kugelrund“ erklingt. Dabei entstehen dann wunderbar perkussive Klangräume.
In Herbert Pirker hat Preuschl einen kongenialen Partner am Schlagzeug gefunden: Bei dieser Rhythmussektion klebt jeder Ton. Kein Wackeln, keine kleinste Ungenauigkeit hindert die immens lässig erklingende energetische Kraft sich zu entwickeln. Gerade Pirker beschäftigt sich seit langem damit das Klangspektrum seines Jazzsets zu erweitern, indem er seine Snare mit Instrumenten aus dem Percussion-Bereich präpariert und dem Instrument somit Klänge entlockt, die eher afrikanisch anmuten. Getrieben von dieser brodelnden Mischung fegt Helbock bei den schnelleren Nummern über die Tasten, als gäbe es kein Morgen. Die freieren Nummern mit etwas mehr Raum entfalten ein enormes Klangspektrum mit viel Ausdruck und nicht immer nur schön klingenden Elementen.
Angenehm ist auch, dass sich das Trio nicht viel um die Konventionen der Avantgarde zu kümmern scheint. Hier kann schon mal die Bassdrum einfach die Viertel mitklopfen, melodische Phrasen ohne Variation wiederholt, oder Grooves über einen Durchgang hinweg gehalten werden. Auch dadurch hat man bei diesem Trio nie den Eindruck, dass es zwanghaft schräg klingen muss. Vielmehr scheint hier die Musik ganz selbstverständlich und natürlich einfach zu erklingen. Ein fantastisches, höchst abwechslungsreiches Jazzalbum aus Österreich frei von jeglicher geschmäcklerischer Affektiertheit. Live sicher noch grandioser!
Das Album ist am 30. Januar 2015 auf Traumton erschienen.
Besetzung:
David Helbock Piano, Comp, Leader
Raphael Preuschl – Bassukulele
Herbert Pirker – Drums
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