Hörenswert: Dominique Fils-Aimé – “Nameless”
In den acht Miniaturen die diese EP beinhaltet, setzt die gebürtigen Kanadierin ihre ausdrucksstarke Stimme gekonnt in Szene. Dazu bewegt sich Fils-Aimé meist im a cappella-Bereich. Als leise Begleiter treten lediglich Kontrabass, Streicher, ein ganz reduziertes Schlagzeug und ein Paar dezente elektronische Effekte in Erscheinung, die aufgrund ihrer Reduktion eher im Hintergrund bleiben.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 22.01.21 ab 14:08 Uhr.
Somit ist der Grundcharakter von “Nameless” ein leiser in sich dem Fils-Aimé oft fast flüsternd in unsere Gehörgänge schmeichelt. Eine alte musikalische Weisheit besagt, dass es die Pausen sind, die Atmosphäre aufbauen und Spannung erzeugen. Allerdings birgt dieser Ansatz auch immer die Gefahr genug Inhalt zu transportieren, um die Pausen auch dramaturgisch zu nutzen. In der ohnehin reduzierten Orchestrierung, setzt Fils-Aimé ganz auf ihre Stimme und die Verdoppelung derselben, um sich in Form eines Chores selbst zu begleiten. Das erinnert sowohl an die Kunstmusik eines James Blake, sowie an die recht gefälligen Lieder von Melody Gardot.
Meist gelingt es Fils-Aimé auch auf diese Art und Weise Spannung zu erzeugen und die großen Räume, die Aufgebaut werden zu nutzen. Das macht die Kanadierin in den guten Phasen des Albums trotz des einschmeichelnden Ansatzes erfreulicherweise ganz ohne gekünsteltes Pathos. Eher schlicht und geradlinig sind hier die die Gesangsspuren zusammengesetzt. Und auch trotz der Selbstinszenierung wirkt die Musik dabei keinesfalls selbstverliebt, oder überheblich. Dabei hätte die Kanadierin mit haitianischen Wurzeln nach dem Gewinn des Juno Awards in der Sparte “Vocal Jazz” 2019 allen Grund dazu.
“Nameless” ist ein total homogenes Album, dass den Fokus ganz auf die Stimme legt und somit aufgrund der fehlenden Improvisationen eher dem Genre ‘Soul’ zugeordnet werden könnte. Allerdings ist das dargelegte Konzept von “Nameless” über die gesamte Spielzeit betrachtet von vielleicht etwas zu puristisch umgesetzt: Etwas mehr instrumentale Interaktion würde dem Album sicher etwas mehr Schwung geben und vielleicht für ein paar Ecken und Kanten sorgen, auf die hier komplett verzichtet wird. Trotz der wunderbaren atmosphärischen Dichte die erzeugt wird, läuft “Nameless” daher ab und an Gefahr vom Gefälligen ins Belanglose abzudriften. Aufgrund des enormen Potentials können wir uns aber schon auf das nächste Album von Fils-Aimé freuen, das noch dieses Jahr erscheinen sollte. Doch folgt normalerweise auf einem erfolgreichen Release die Tournee. Da letzteres aufgrund der Pandemie-Einschränkungen nicht möglich ist, wartet auch die gesamte Musikindustrie mit Neuerscheinungen auf den richtigen Zeitpunkt zur Veröffentlichung. Lassen wir uns überraschen.
“Nameless” ist am 2. February 2018 auf Ensoul Records erschienen.
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