Hörenswert: Ferry Djimmy – “Rhythm Revolution”
Dieses Album, das Mitte der Siebziger Jahre in Benin aufgenommen wurde, ist nicht nur ein Meilenstein des afrikanischen Funk-Rocks, sondern auch als historisches Dokument zu verstehen.
Denn der Multiinstrumentalist lieferte mit “Rhythm Revolution” den Soundtrack zur Revolution in seinem Heimatland. Geprägt von den Sounds, die in dieser Zeit aus den USA und Großbritannien kamen, fackelte hier Djimmy ein Feuerwerk aus verwegenen Gitarrenriffs, explosiven Schlagzeugspiel und treibenden Orgelsounds ab.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 12.05.23 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 18.05.23 ab 00:00 Uhr.
Die Geschichte Benins unterscheidet sich nicht großartig von den anderen afrikanischen Ländern, die eine gefühlte Ewigkeit unter der Kolonialherrschaft westlicher Staaten gelitten haben. Bereits im Jahre 1805 wurde Benin von den Franzosen besetzt. 1961 wurde ein Teil Benins zur portugiesischen Enklave ‘Dahomey ‘. Erst 1975 wurde Benin unter der Führung des späteren Präsidenten Matheiu Kerekou unabhängig. Dieser gründete den realsozialistischen Staat Volksrepublik Benin, der als Vorläufer der heutigen Republik Benin gilt.
Der ehemalige Lehrer und Boxer Ferry Djimmy war nicht nur guter Freund von Kerekou Fela Kuti und Muhammad Ali, sondern auch das Sprachrohr des Freiheitskampfes und mit seiner Musik die identitätsstiftende Kraft der neuen Volksrepublik. Um 1975 stellte der Präsident selbst Djimmy ein kleines Budget zur Verfügung um im Satel-Studio von Cotonou dieses Album einzuspielen und empfahl Seinen Ministern so viele Exemplare wie möglich zu erwerben. Jedoch fielen alle Originalbänder einem Brand zum Opfer und es überlebten lediglich 200 Original-Alben. Das Label Acid Jazz nahm nun dieses Vinyls an, restaurierte es gründlich und startete auf dieser Basis einen aufwändigen Remasterin-Prozess. Herausgekommen ist eine sehr annehmbare Klangqualität angesichts dieser Ausgangslage.
Jeder Ton dieses Albums scheint von einem revolutionären Grundgedanken geprägt zu sein. Voller Energie, Idealismus und Aufbruchstimmung spielt sich Djimmy durch die 16 Nummern des Albums und skandiert seine politischen Parolen. Dementsprechend ist nicht nur der Albumtitel programmatisch, denn es finden sich hier im Allgemeinen Betitelungen wie “Be Free” oder “Young Revolution”. Doch nicht nur der revolutionäre Grundgedanke ist hier allgegenwärtig, sondern auch Djimmis großen musikalischen Vorbilder. Es ist seine eigene afrikanisch Version von der Musik, wie sie Fela Kuti, War, James Brown, The Meters, Mandrill oder auch Sly Stone zu dieser Zeit spielten. In “Egbemi Black” ist beispielsweise eine Adaption von Fela Kutis Klassiker “Black Mans Cry” zu erkennen. Gleich der Opener “Be Free” macht klar, von welcher Art Djimmis Gitarrenspiel ist und der Vergleich zu grandiosen Gitarriste wie Eddie Hazel oder Jimi Hendrix kann hier getrost herangezogen werden. Gesungen wird in diversen Sprachen wie Englisch, Französisch und Yoruba.
Grundsätzlich wirkt “Rhythm Revolution” vielleicht etwas hektisch und bis auf eine Handvoll Balladen besteht das Album aus treibenden Vollgas-Nummern. Doch Djimmis Gitarren- und Schlagzeug-Spiel ist grandios und faszinierend. Auch das macht “Rhythm Revolution” zu einer Perle des afrikanischen Funk-Rocks, die dank dem Label Accid Jazz wiederentdeckt werden kann.
“Rhythm Revolution” ist am 1. Juli 2022 auf Acid Jazz wieder veröffentlicht worden.
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