Hörenswert: G. Love – „Philadelphia Mississippi“
Überschwängliche Beispiele für allgemein optimistische Einstellungen.
Während alle über die Hitze jammern, jammt sich G. Love mit vielen Gästen, Hip-Hop, Old School Hill Country, Delta Blues und Funk durch „Philadelphia Mississippi“ und verknüpft dabei ganz großartig die Seile der Hängematte, in der man getrost den restlichen Sommer verbringen kann. Endlich Zerstreuung!
Hörenswert. RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 22.7.22 ab 14.06 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 28.7.22 ab 00.00 Uhr
Love from Philly
Schon das erste Album „G. Love & Special Sauce“ 1994 erreicht Gold-Status, die Single „Cold Beverage“ darauf war in heavy rotation bei MTV und auch Jahre später wird das Album „The Juice“ 2020 als „Bestes zeitgenössisches Blues Album“ bei den Grammys nominiert: Seit 30 Jahren ist G. Love aka. Garrett Dutton mit seinem eklektischen Handwerk und seiner Special Sauce in der amerikanischen Blueswelt unterwegs und vereint traditionellen Hip-Hop und Funk mit ultra-modernen Sounds. Begonnen hat alles als Ein-Mann-Kapelle auf den Straßen seiner Heimatstadt Philadelphia. In Bosten trifft G. Love 1993 in einer Bar (natürlich) den Schlagzeuger Jeffrey ‚The Houseman‘ Clemens, wenig später stoßt Bassist Jim ‚Jimi Jazz‘ Prescott dazu: G. Love & Special Sauce was born.
„Philadelphia Mississippi“ ist nun G. Loves eigene Sammlung von lockeren, spontanen und kompromisslos fröhlichen Tracks und erklärt seine Liebe den namensgebenden Südstaaten, ist eine abenteuerliche akustische Pilgerreise ins Herz der klanglichen Inspiration und der Faszination für den Blues. Eine zutiefst lässige und entspannte Wiese voll freilaufender Kooperationen: mit dabei sind Blues-Fackelträgern wie Alvin Youngblood Hart, Cam Kimbrough, Christone „Kingfish“ Ingram, Jontavious Willis, R.L. Boyce und Trenton Ayers, Rap-Ikonen wie Schoolly D, Freddie Foxx und Speech von Arrested Development und Spitzenmusikern wie dem Fifemaster Sharde Thomas und der Southern Avenue-Schlagzeugerin/Sängerin Tikyra Jackson.
Der geradlinige Hip-Hop im Opener „Love From Philly“, in dem Schoolly D und Chuck Treece mit G. Love Verse tauschen, gipfelt in einem Solo von Trenton Ayers – mit Drum-Groove, funky Wah-Wah-Riff und den ein paar Blues-Mundharmonika-Squawks. „Mississippi“ improvisiert mit Hill Country und hypnotisierenden Gitarren, perfektes Old-Time-Feeling mit satten, zeitlosen southern tones. Bei „Kickin“ schmelzen die Akustik-Slide-Gitarren-Fans und auf „HipHopHarpin“ lässt G. Love seine Mundharmonika spielen. „Laughing in the Sunshine“ ist mit verspieltem Sommer-Groove, Piano-Schnörkeln, eingängigen Refrains und unbetont unbeschwertem Pfeifen die perfekte Message an den Sommer: Nur nicht stressen lassen. Call-and-Response-Vocals und der Sound von alten, abgenutzten Akustikgitarren lassen ganz „Philadelphia Mississippi“ zu einem unprätentiösen Werk werden, das die bescheidenen lyrischen Gefühle hochwallen lässt.
Playin’ to live, livin’ to play / Puttin’ in work, every day
Die magische Energie der mühelos klingenden Kollaborationen, die Gemeinsamkeit der guten Freunde und die perfekte Ausbalancierung zwischen großen Namen und neuen, aufstrebenden Mitmusiker*innen ist wohl der Inbegriff der zeitgenössischen Bluesmusik, da ist die Grammy-Nominierung mehr als gerechtfertigt: G. Love ist als genreübergreifender Pionier zwischen Old School Blues und New School Hip-Hop einfach auch ein Meister der Kombination von Street-Einflüssen mit klassischen Blues-Instrumentierungen, inklusive Experimentieren mit Formen und Funktionen. Ein Album voller retro-nostalgischen Ecken, in denen man sich kurz mit seinem Drink hinlehnt und einfach Spaß am Sein hat.
Dieser Sommer klingt nach Philly-Sound, Bottleneck-Gitarren, luftigen spoken narratives und nach dem Herzschlag des Blues. Rein ins Philadelphia-Mississippi-Kontinuum!
„Philadelphia Mississippi“ von G. Love ist am 24. Juni 2022 bei Philadephonic Records / Thirty Tigers erschienen.
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