Hörenswert: L’Antidote – “L’Antidote”

Mit Klavier, Cello und Percussion kreiert dieses Trio eine ganz eigene Klangsprache, die nicht so recht in eine Schublade passen möchte.
Die drei Musiker mit unterschiedlicher Herkunft haben sich hörbar gefunden und bauen so spielend musikalische Brücken zwischen Balkan, Persien und dem mediterranen Kulturkreis. Es ist das Spannungsfeld zwischen lyrischem und hypnotisch-kraftvollem Spiel, das hier für eine faszinierende Atmosphäre sorgt.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 07.11.2025 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 13.11.25 ab 00:00 Uhr.
Ungeachtet einer romantischen Ansicht, ist Musik eben doch keine universelle Sprache. Die musikalischen Konzepte unterscheiden sich oft grundlegend voneinander. Je nach Kulturkreis entstanden so Konzepte, die sogar unvereinbar nebeneinander existieren. So sprengt der Spaltklang eines Gamelan-Orchesters nicht nur jede westliche Hörgewohnheit, sondern auch jedes westliche Musikkonzept. Auch die musikalische Handlung an sich ist oft eine andere, die nur durch Empathie und Enkulturation überwunden werden kann. Da der Begriff ‚Weltmusik‘ mit seiner Singularität, etwas Anderes suggeriert, werden Musikethnologen nicht müde, darauf hinzuweisen, dass wir es mit ‘Musiken der Welt’ zu tun haben.

Mit dem heimatlosen Pianist Rami Khalifé aus dem Libanon, dem Cellist Redi Hasa aus Albanien und dem in in Frankreich geborenen, aber aus Persien stammende Percussionist und Saz-Virtuose Bijan Chemirani haben drei Musiker aus unterschiedlichen Kulturkreisen zusammengefunden und ein interkulturelles Kunstwerk mit einer Klangsprache geschaffen, das scheinbar mühelos kulturelle Grenzen überschreitet. Natürlich spielt in diesem Zusammenhang das persische Viertelton-Konzept neben dem Klavier und seinem streng westlich geprägten Zwölfton-Schema keine Rolle. Insofern ist schon die Orchestrierung eine Besondere. Überhaupt scheint der auch klassisch ausgebildete Pianist Rami Khalifé die Rolle des Vermittlers zwischen den Welten einzunehmen.
“L’Antidote” ist das Album dreier absoluter Virtuosen, die aber auch wenige Töne nicht scheuen. Der gegenseitige Respekt manifestiert sich hier in dem Raum, den sie sich gegenseitig lassen. So scheinen die drei Musiker in den ausgeprägten elegisch-lyrischen Teilen alle ihre eigene Geschichte zu erzählen. Das hat etwas leicht verträumt-melancholisches. Basis der Gemeinschaft ist auf „L’Antidote“ der Groove, das Treibend-Perkussive, mit dem das Trio betörend-hypnotische Stimmungen erzeugt. Das fetzt teilweise richtig und hier offenbart sich auch die ganze machtvolle Virtuosität der Musiker.
Mit “L’Antidote” hat das Trio eine Übereinkunft gefunden, die allen Beteiligten genug Raum zur eigenen Entfaltung lässt. Wenn auch phasenweise etwas sehr getragen, und weitestgehend im konventionellen 4/4-Takt gespielt, ist “L’Antidote” ein faszinierendes sehr kurzweiliges Album , das leicht zu hören ist und darüber hinaus mit dieser Betitelung und Besetzung auch ein Statement mit einer eindeutigen Botschaft abgibt. Ein grandioses Album für alle weltoffenen Menschen, mit Vorliebe für Entschleunigung.
“L’Antidote” ist am 26. September 2025 auf Ponderosa erschienen.
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