Hörenswert: Naughty Professor – „Identity“
Funk, Soul, R&B, Jazz, Hip-Hop. Mit kühlem Kopf und heißem Herzen vermischt das Sextett aus New Orleans diese Genres ohne Mühe und setzt dabei seine grandiosen Höhepunkte in einem sonst oft gefälligen Klangbild wohl überlegt.
Auf ihrem bereits dritten Studioalbum wird die Instrumentalband zudem von erlesenen Gastmusikern unterstützt, die „Identity“ auch eine stimmliche Komponente verleihen. Ein Album, das anspruchsvoll unterhält und dabei gleichzeitig eine explosive Powerfunk-Mischung in sich birgt.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 29.03.19 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 04.04.19 ab 00:00 Uhr.
Ist von einer Funk-Band aus New Orleans die Rede, dann ist es natürlich sofort da – das Klischee. Denn nach wie vor ist dieser Schmelztiegel im Süden der USA bekannt für die Einzigartigkeit der Musik und die Eigenwilligkeit der Grooves, die hier gespielt werden. Für Letzteres steht natürlich Joseph „Zigaboo“ Modeliste und sein vertracktes Spiel. Dafür wiederum stellvertretend steht allen voran sein legendärer Groove aus dem alten Meters-Klassiker „Cissy Strut“ aus dem Jahre 1969, der unter Schlagzeugern berühmt, aber ob seiner Raffinesse und der erforderlichen Unabhängigkeit auch berüchtigt ist und ohne Zweifel das gesamte spätere Hip-Hop Drumming beeinflusst hat.
Naughty Professor bestätigen das Klischee voll und ganz. Ein Sprichwort sagt, dass eine Formation nur so gut ist wie sein Schlagzeuger. Mit Sam Shahin hat Naughty Professor nicht nur einen exzellenten Schlagzeuger. Die gesamte Band spielt grandios auf. Unüberhörbar sind es allesamt fantastische Musiker, die sich auf technisch allerhöchstem Niveau nicht scheuen, auch immer wieder die leichte Unterhaltung zu bedienen. Formal kann auf „Identity“ zwischen den vokalen und den instrumentalen Nummern unterschieden werden. Letztere laden sicherlich Musiker, die auf perfekt gespielte, fette, funkige und raffinierte Grooves mit vertrackten Arrangements stehen, zum Staunen ein, bevor sie wie alle anderen Freunde dieses Genres anfangen werden zu tanzen.
Denn auch wenn es Aal-glatt klingt: Der Naughty Professor fängt die Zuhörerschaft gekonnt ein, und das mit einem Sound, der heftigsten Powerfunk liefert. Zu gut sind die Nummern, zu gut gespielt, als dass man sich ihnen entziehen könnte. Und das ist man des Öfteren bei einer der vokalen Nummern des Albums geneigt zu tun, die manchmal einfach unerträglich kitschig klingen, wie etwa der Anfang von „I Can’t Sleep at Night“. Doch auch diese Nummer wandelt sich in ihrer sehr geilen instrumentalen zweiten Hälfte in eine fette Funk-Rock-Chimäre mit wunderbarem Gitarrensolo.
Auch wenn die Grenzen fließend sind und beides in derselben Nummer nebeneinander steht, sind es vorrangig die Instrumentalnummern, die so richtig fahren, während die vokalen für die leichtere Unterhaltung sorgen. Aus den Gastmusikern sticht neben den fantastischen Bläsern der Rapper Chali 2na heraus (die restlichen sind weiter unten aufgelistet), der von den Jurassic 5 bekannt sein dürfte und mit seinem unvergleichlichen Bariton zwei Nummern bereichert.
Es lohnt sich die ein oder andere richtig kitschige Klippe zu umschiffen und sich von all dieser Perfektion nicht zu sehr beeindrucken zu lassen, denn hinter der gängigen, kommerziellen Schale ist Musik zu finden, die absolut mitreißend ist und so manche bekanntere Band mühelos in den Schatten stellt.
„Identity“ ist am 23. Juni 2017 auf Naughty Professor erschienen.
Personnel: Ian Bowman – tenor saxophone, John Culbreth – trumpet, Bill Daniel – guitar, Nick Ellman – also sax, baritone sax, Sam Shahin – drums, Noah Young – bass
Tracklist&Guests
- Mirrors (feat. Cole DeGenova)
- Sugarcoat (feat. Chali 2na and Ivan Neville)
- Without a Trace (feat. Eric Benny Bloom)
- Stray (feat. David Shaw)
- Do You Like Dragons? (feat. Jason Butler)
- I Can’t Sleep at Night (feat. Dexter Gilmore)
- Through It All (feat. Sasha Masakowski)
- Venison Poetry (feat. Mike Dillon)
- Darker Days (feat. Chali 2na and Dexter Gilmore)
- Stolen One (feat. Mykia Jovan)
- Psycho Switch (feat. Cliff Hines)
- Funk 4 Lunch (feat. J. Gosin, Big Ed Lee, P. Robertson and E. Williams of Soul Rebels)
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