Hörenswert: Omer Klein – “Life & Fire”
Mit seiner langjährigen Zusammenarbeit konterkariert dieses Klaviertrio mit aller Vehemenz den Zwang zum Ökonomischen und nimmt sich die Zeit heraus, das Triospiel immer aufs Neue auszuloten.
Mit “Life & Fire” feiert die aus Israel stammende Formation nicht nur ihr zehnjähriges Bestehen, sondern auch eine Art des Triospiels, das über Jahre reifen und sich entwickeln konnte.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 10.03.22 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 16.03.22 ab 00:00 Uhr.
Es gibt sie natürlich noch, die großen Jazzpianisten, wie David Helbock, Martin Tingvall oder Brad Mehldau. Doch eine Zusammenarbeit von herausragenden Musikern über Jahre hinweg stellt heutzutage eher die Ausnahme dar. Der Trend geht eher in Richtung kurzlebiger Projekte, die je nach Zusammenstellung und investierter Zeit die unterschiedlichsten Niveaus erreichen können. Die Gefahr ist heutzutage groß, rein ökonomisch zu denken und den Fokus auf die Kompositionen zu richten. Das ausgefeilte Zusammenspiel eines erfahrenen Trios kann so natürlich nicht erreicht werden. Zu guter Letzt geht hier auch eine gewisse Art von Verspieltheit verloren, wie sie Formationen haben, die über Jahre reifen konnten. Darauf wies auch Dave Holland einst in seinem Klappentext zu “Prime Directive” hin. Diese Formationen, wie sie Keith Jarrett, Dave Holland oder auch Esbjörn Svensson gebildet haben, ähneln sich in ihrer Verspieltheit, so unterschiedlich sie auch klingen mögen.
Genau diese Verspieltheit macht auch die Musik von Omer Klein und seinem Trio aus. Zusammen mit Bassist Haggai Cohen-Milo und Schlagzeuger Amir Bresler schafft Klein rauschhafte oszillierende Gebilde. Mit traumwandlerischer Sicherheit bewegt sich das Trio durch die subtil expressiven und impressionistischen Klangreisen als eine Einheit in steter Interaktion. Und egal wie waghalsig das Spiel von Klein auch ausfallen mag: Cohen-Milo und Amir Bresler als kongeniale Partner sind immer an seiner Seite.
Die Kompositionen stammen aus der Feder von Klein und sind zum Teil raffiniert und technisch herausfordernd, wie das halsbrecherische “¾ Mantra”, oder der gefinkelte “Song No. 2” mit seiner komplexen Harmonik. Der Opener “Cantando” besticht durch seinen mega groovigen ⅝ -Rhythmus, über den sich das Trio unverschämt frei zu bewegen weiß.
Frei von Berührungsängsten spielt sich das Trio durch die Nummern und schafft dabei ein elegantes Gleichgewicht zwischen Auskomponiertem und freier Improvisation, wie es nur ein verschworener Haufen von Musikern schafft, die seit langer Zeit zusammen spielen. Und auch wenn sie ganz unterschiedliche musikalische Welten zusammenbringen, klingt es trotzdem wie aus einem Guss. Omer Klein ist ein Klaviertrio auf höchstem Niveau.
“Life & Fire” ist am 3.März.2023 bei Warner erschienen.
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