Hörenswert: War – „The World is a Ghetto – 40th Anniversary Edition“
Vierzig Jahre ist es nun her, dass War ihr fünftes Studioalbum veröffentlicht haben, das retrospektiv zu einem der bedeutendsten in der Geschichte des Funk gezählt werden kann.
Einem damals recht neuen Musikstil, der sich vor Allem im Tempobereich ganz markant von den Soul und R&B Spielarten unterschied. Mit oft nur 90 bis 100 BpM war das selbst für James Brown, den ‚Godfather‘ des Funk, extrem langsam. Mit der vorliegenden Wiederveröffentlichung ist dieser Meilenstein dank Universal nun endlich wieder erhältlich.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 15.02.13 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 21.02.13 ab 00:00 Uhr.
Anfang der 1970er Jahre muss das die absolute Sensation gewesen sein: tanzbare Groovemusik mit nur 90 BpM? Das gab es so noch nicht. Genau genommen existierten in besagter Zeit mit Sly and the Family Stone, Funkadelic und eben War nur drei Gruppen, die sich diesem Tempo verschrieben und dauerhaft bestand hatten. Im Vergleich zu George Clintons Parliafunkadelicment-Ding, die mit ihrem blubbernden Sounds, den Live-Shows bei denen oft 15 bis 20 Musiker in fantastischen Kostümen auf der Bühne standen (Leadgitarrist Eddie Hazel beispielsweise in Windeln und mit Schnuller!) und einem extrem albernen Gehabe als völlig durchgedreht angesehen wurden, wirkte War dagegen eher ernsthaft und seriös.
Bereits 1962 formierten Howard E. Scott (Gitarre) und Harold Brown (Schlagzeug) eine Gruppe, die sich The Creators nannte und bald darauf noch Zuwachs durch Charles Miller (Flöte, Saxofon), B. B. Dickerson (Bass) und Lonnie Jordan (Keyboard) bekommen sollte. Diese Grundformation, die sich dann in Nightshift umbenannte, bespielte mit mäßigem Erfolg einige Clubs in Kalifornien. Es muss um 1969 gewesen sein, als Eric Burdon die Gruppe Live erlebte.
Stark beeindruckt von der Energie und dem musikalischen Potential der Formation entfaltete sich daraufhin eine Zusammenarbeit auf Basis von recht spontanen Live-Jams. Da Eric Burdons Animals erste Auflösungserscheinungen aufwiesen, beschloss die nun um einen renommierten Sänger reichere Formation diese Jams auf einem Studioalbum festzuhalten. 1970 erschien daraufhin das Album „Eric Burdon declares War“, die eigentliche Geburtsstunde dieser Gruppe. Mit neuem Namen, dem großen Erfolg dieses Erstlingswerk im Rücken und einem Plattenvertrag bei United Artist, startete die Karriere von War, deren Oevre insgesamt 20 Alben umfasst (davon drei mit Eric Burdon).
Das vorliegende Album ist 1973 erschienen und bescherte War mit zwei Top-Ten Platzierungen in den USA ihren größten Erfolg. Des Weiteren belegt „The World is a Ghetto“ Platz 444 auf der Liste von Rolling Stones ‚Beste Alben aller Zeiten‘. Im Unterschied zu anderen Funk-Bands spielt bei War neben Soul und R&B auch kubanische und lateinamerikanische Musik eine unüberhörbar große Rolle. Vielleicht kreierte die Formation aus diesen Musikstilen sogar die eleganteste Fusion. Mit „City, Country, City“, „Four Cornered Room“ und „The World Is a Ghetto“ finden sich hier gleich drei Nummern, die die 10 Minuten Grenze um Einiges sprengen und sich so heutigen Radioformaten völlig entziehen (Ausgenommen natürlich die freien Radios). Auf einem Album, das komplett ohne Ausfälle auskommt, fällt es schwer einen einzelnen Song zu favorisieren.
Die vorliegende „40th Anniversary Edition“ beinhaltet zusätzlich noch drei Nummern, die sich nicht auf dem Originalalbum finden. Darunter ein wunderschöner ‚Rehersal Take‘ von „The World Is A Ghetto“, dessen Sample den Geto Boys zu einem beträchtlichen Erfolg verhalf.
Zweifelsohne gehört „The World Is a Ghetto“ in die Plattensammlung eines Jeden, der sich für Musik mit schwarzen Wurzeln interessiert. Ein echtes Muss.
Das Album ist am 11.12.2012 auf XENON erschienen.
Personel:
Howard Scott – guitar, percussion, vocals
B.B. Dickerson – bass, percussion, vocals
Lonnie Jordan – organ, piano, timbolies, percussion, vocals
Harold Brown – drums, percussion, vocals
Papa Dee Allen – conga, bongos, percussion, vocals
Charles Miller – clarinet, alto, tenor and baritone saxes, percussion, vocals
Lee Oskar – harmonica, percussion, vocals
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