Hörenswert: Yazz Ahmed – “A Paradise In The Hold”

Die Suche nach ihren Wurzeln und ihrer Identität hat die britisch-bahrainische Trompeterin auf ihrem aktuellen Album “A Paradise In The Hold” musikalisch verarbeitet.
Der Reichtum an Einflüssen der unterschiedlichsten Art machen das Album zu einer Wundertüte aus arabischer Musik, etwas Elektronik, Jazz und psychedelischer Trance. Als Gastsängerin ist mit Natacha Atlas die Grand Dame der modernen arabisch-elektronischen Musik zu hören.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 21.03.2025 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 03.04.25 ab 00:00 Uhr.
Was alle zehn Nummern des Albums eint, ist ihr spiritueller und hymnischer Charakter, der hier allgegenwärtig ist. Er ist der rote Faden und das gestaltende Prinzip. Im Stile der arabischen Musikkultur, die sehr linear aufgebaut ist, arbeitet Ahmed mit langen und raffinierten Melodie-Gebilden anstatt einer ausgefeilten komplexen Harmonik. Ahmeds ausdrucksstarker Trompetenton wird so eher von Vibraphon und Marimba ergänzt. Die klassischen Harmonie-Instrumente wie Klavier oder Gitarre sind längst nicht so präsent wie gewohnt.
Lebt die arabische Kunstmusik auch von ihren raffinierten Rhythmen und Taktarten, so sind hingegen die Nummern auf “A Paradise In The Hold” eher einfach gehalten, von den komplexen Melodien einmal abgesehen. Improvisiert wird auf “A Paradise In The Hold” vorwiegend im 4/4-Takt. Beide Elemente sorgen hier für viel Klarheit, logische Strukturen und eine Art von Musik, die eine leichte Zugänglichkeit ausstrahlt.

Yazz Ahmeds viertes Album ist ein sehr eingängiges
Die Trompete findet besonders im Vibraphon einen kongenialen Partner, mit dem sie zusammen grandiose Momente kreiert. Das gilt vor allem für “A Paradise In The Hold” und “Though My Eyes Go To Sleep, My Heart Does Not Forget You”, den beiden stärksten Nummern des Albums. Insbesondere Letztere, ausgestattet mit einem fetten Oktaver Bass, etwas Elektronik und viel Druck, ist sehr gelungen.
Der Gesang von Natacha Atlas hat wohl schon immer die Geister geschieden. Zusammen mit vier weiteren Stimmen singen diese die Themen mit, treten als zweistimmiger Chor auf oder werden solistisch tätig. Doch auch, wenn man diese Art von arabischem Gesang gewöhnungsbedürftig findet, ist das kein Problem, denn er spielt auf “A Paradise In The Hold” keine tragende Rolle.
Yazz Ahmeds viertes Album ist ein sehr eingängiges, dem es trotzdem nicht an energetischen Momenten mangelt und das den Spirit der tranceartigen arabischen Musik in sich trägt. Das klingt sehr stark. Nur sehr selten kippt ihre Musik ins Liebliche, was manchmal vielleicht etwas unpassend wirkt.
“A Paradise In The Hold” ist am 28.2.2025 auf Night Time Stories erschienen.
Personel
- Bass: Dave Manington, Dudley Phillips
- Bassklarinette: George Crowley
- E-Piano (Fender Rhodes): Alcyona Mick, Naadia Sheriff
- Flügelhorn: Noel Langley
- Gitarre: Samuel Hällkvist
- Klatschen: Brigitte Beraa, Corrina Silvester, Dudley Phillips, George Crowley, Martin France, Naadia Sheriff, Noel Langley, Ralph Wyld
- Marimba: Ralph Wyld
- Perkussion: Corrina Silvester
- Piano: Naadia Sheriff
- Programmierung: Jason Singh, Noel Langley
- Schlagzeug: Martin France
- Stimme: Alba Nacinovich, Brigitte Beraha, Jason Singh, Natacha Atlas, Randolph Matthews
- Synthesizer (Roland JX-03): Naadia Sheriff
- Trompete, Flügelhorn, Klatschen, Programmierung, Stimme: Yazz Ahmed
- Vibraphon: Ralph Wyld
- Violine: Samy Bishai
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