Radio Študent: Privatisiert oder kaputt gespart?
Europas traditionsreichstem Community Radio drohen existenzbedrohende Kürzungen oder Privatisierung.
Radio Študent (RŠ) in Ljubljana besteht seit 1968 als Medium der 1968er-Bewegung, die auch im damals noch kommunistisch regierten Jugoslawien aktiv war. Ursprünglich von der Studierendenvertretung der Universität Ljubljana als Gegenmedium zu den Staatsradios gegründet, ist Radio Študent bis heute nicht nur Community Medium – in dem mehrere hundert junge Menschen pro Jahr ihre ersten journalistischen Sporen verdienen – sondern auch elektronisches Sprachrohr der slowenischen Kunst-, Kultur- und Musikszene.
Študent ist nicht nur Radio, sondern auch Verlag, Konzertveranstalter und vieles mehr.
Ein kritisch-subversives Projekt, das wegen dieser Rolle im – jenseits der Hauptstadt – konservativen Slowenien Feinde hat. Der überraschendste Gegner kam vor einigen Jahren dazu: Gründer und Eigentümer ŠOU, die Studierendenvertretung der Universität. Laut Meinung RŠ „sei diese immer konservativer und neoliberaler eingestellt“ und „vor allem unglücklich über die kritische Berichterstattung des Radios über diese politischen Veränderungen der Vertretung“. Man „wolle RŠ einfach los werden“.
Die neu gewählte Vertretung der ŠOU argumentiert in Presseaussendungen mit Wirtschaftlichkeit. Sie könne sich Radio Študent nicht mehr leisten, „die gesamten Einnahmen von ŠOU seien gesunken“. Jetzt wolle man weit weniger oder überhaupt nicht mehr zuschießen. Oder „müsse verkaufen, falls die Organisation dies nicht akzeptiere“.
Bisher trug die Studierendenvertretung ŠOU rund die Hälfte der Kosten für RŠ von rund 500.000 Euro. Die andere Hälfte wurde erwirtschaftet. Durch Einzug einer Prozentklausel von 4% am Budget der ŠOU sank der Zuschuß bereits zuletzt auf etwas mehr als 100.000 pro Jahr. Laut Radio Študent „habe man dadurch die geringeren Einnahmen mitgetragen“, die Argumentation der ŠOU sei „irreführend“.
Unter https://koalicija.radiostudent.si/ ruft der Sender zur Unterstützung mittels Unterschriften auf.
Für die Radiofabrik ist Radio Študent Projektpartner, und sie war zuletzt 2016 mit dem gesamten Team auf Besuch.
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