#Stimmlagen: 1.Mai / Gesundheit durch Wohnungen / …
Donnerstag, 14. Mai 2020 ab 17 Uhr (WH am Freitag ab 7 Uhr):
#Stimmlagen, das Infomagazin der Freien Radios in Österreich, diesmal von der Redaktion des alternativen Nachrichtendienstes ANDI bei Radio ORANGE 94.0 in Wien zusammengestellt:
- Der 1. Mai im Schatten der Corona-Pandemie
- Forderung nach Gesundheit für alle durch Wohnungen statt Lagern für Geflüchtete
- Arbeiten ohne Papiere in der Corona-Krise
- Corona-Lastenausgleich – Attac fordert Beitrag der Reichsten
- Psychische Erkrankungen in Corona-Krisenzeiten
- Nachruf auf den Wehrmachtsdeserteur Richard Wadani
***
MAYDAY: 1. Mai in Wien
Am 1. Mai gingen erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise wieder hunderte Menschen gemeinsam auf die Straßen Wiens, um zu demonstrieren. Durch die am 1. Mai in Kraft getretene COVID-19-Lockerungsverordnung sogar ganz legal.
Am Vormittag demonstrierten Rechte und Rechtsextreme, die neue, für sie passende Themen mit breitem Mobilisierungspotenzial witternden, zusammen mit Verschwörungstheoretikerinnen und auch einigen mutmaßlich besorgten Bürgerinnen und sogar vermeintlich Linken am Ballhausplatz gegen Maßnahmen gegen die Weiterverbreitung des Corona-Virus. Bekannte Neonazis waren ebenso unter ihnen wie Identitäre. Das Deserteursdenkmal wurde großflächig beschmiert.
Ab Mittag prägten dann linke Versammlungen die Stadt, wenngleich zumindest ein Statement auf der linken MAYDEMO-Demo auf der rechten Verschwörungskundgebung wohl auch Beifall bekommen hätte.
Insgesamt überwog aber die Bekundung von Solidarität. Eine internationalistische Demonstration zog über die Ringstraße. Mehr als 600 Personen kamen zu einer Maikundgebung für Solidarität und gegen Ausgrenzung und Ausbeutung auf den Rathausplatz. – organisiert von der in Hinblick auf die kommende Wiener Landtagswahl gegründeten Organisation LINKS. 800 bis 900 Menschen nahmen an der MAYDAY-Demonstration für ein gutes Leben für alle – transnational und global – vom Praterstern zum Rathausplatz teil.
Rund 650 Radlerinnen nahmen an einer Fahrraddemo für Solidarität statt neuer Normalität teil.
Während sich die Polizei bei allen anderen Versammlungen friedlich verhalten hatte, wurden hier einzelne Radlerinnen mit Fußtritten beamtshandelt. Die Vienna Street Medics berichteten unter Berufung auf Zeuginnenaussagen: „Die Polizei trat aus der geöffneten Schiebetüre des Busses, bei voller Fahrt eine radfahrende Person von der Prater-Hauptallee die angrenzende abhängende Böschung hinunter.“
Im Prater wurden mehrere Radlerinnen mit Gewalt beamtshandelt. Eine festgenommene und am Boden sitzende Person wurde von der Polizei mit dem Fuß getreten. Die Festgenommenen wurden am Abend wieder freigelassen. Aussagen von Betroffenen der polizeilichen Amtshandlungen und Zeuginnen sowie Beweisvideos wurden vom Journalisten Michael Bonvalot auf seiner Website bonvalot.net dokumentiert.
Bei einer weiteren Kundgebung wurde daran erinnert, dass vor 21 Jahren, am 1. Mai 1999, Marcus Omofuma bei seiner Abschiebung von der Polizei getötet worden war.
Und schließlich wurde noch bei einer 2-Meter-Abstand-Demo für Kunst und Kultur unter anderem unbürokratische Soforthilfe für von der Corona-Krise betroffene Künstlerinnen und Kulturvereine und Abgeltung der Einkommensverluste aufgrund der Veranstaltungsverbote gefordert.
Und das war wohl immer noch nicht alles, was sich am 1. Mai so alles in Wien getan hat.
Ausführlichere Berichte über die meisten Aktivitäten am 1. Mai gibt es unter anderem auf coview.info und bonvalot.net.
***
Gesundheit für alle – Wohnungen statt Lager für Geflüchtete
Seit Wochen wird davor gewarnt, dass überfüllte Lager für Geflüchtete die Weiterverbreitung des Corona-Virus fördern. Und tatsächlich sind nach Infektionen im Lager Traiskirchen nun auch mehrere im Lager Erdberg aufgetreten. 300 Geflüchtete, die Kontakt zu Infizierten gehabt haben können, sind in ein provisorisch eingerichtetes Lager in den Messehallen beim Wiener Prater gebracht und dort unter Quarantäne gestellt worden. Wieder ohne ausreichenden Schutz vor Ansteckung. Rund 100 Personen demonstrierten am 10. Mai vor den Messehallen Solidarität mit den isolisierten Geflüchteten und forderten einmal mehr Gesundheit für alle und Wohnungen statt Lager. Aufgerufen hatte dazu die Initiative gegen Rückkehrzentren.
***
Arbeiten ohne Papiere in der Corona-Krise
Christina Pichler sprach darüber mit Vina Yun von UNDOK – Verband zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentiert Arbeitender
***
Corona-Lastenausgleich – Attac fordert Beitrag der Reichsten
Nach der Corona-Pandemie, kommt schon die nächste Krise auf uns zu. Die Lasten der Wirtschaftskrise dürfen nicht von der breiten Bevölkerung getragen werden, der Lastenausgleich müsse von den Reichsten kommen. Das wird in einer Petition auf attac.at gefordert, berichtet René Froschmayer.
***
Psychische Erkrankungen in Corona-Krisenzeiten
Miriam Ressi berichtet über die Auswirkungen der Corona-Krise auf Menschen mit psychischen Erkrankungen. Die Psychotherapie-Helpline bietet unter der Nummer 0720 12 00 12 täglich von 8 bis 22 Uhr kostenfreie Hilfe.
***
Nachruf auf den Wehrmachtsdeserteur Richard Wadani
In der Nacht vom 18. auf den 19. April 2020 starb der Deserteur Richard Wadani in seinem 98. Lebensjahr. Als junger Mann wollte er nicht für das nationalsozialistische Regime kämpfen. 1944 gelang ihm an der Westfront die Desertation.
Richard Wadani setzte sich – in den letzten Jahren unterstützt vom Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ – bis an sein Lebensende für die Anerkennung von Wehrmachtsdeserteuren ein. Seit 2002 finden jährlich Gedenkveranstaltungen an jenem Ort in Kagran statt, wo in den Kriegsjahren Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz hingerichtet worden waren. Erst 2009 wurden sie von der Republik Österreich rehabilitiert. Erst 2014 wurde am Ballhausplatz das Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz eröffnet.
Richard Wadani ist tot. Seine Botschaft müssen wir am Leben erhalten.
Sendungen zum Nachhören
Zivilcourage gegen Partnergewalt
#Stimmlagen, das gemeinsame Infomagazin der Freien Radios in Österreich, mit folgenden Themen: Kritik an „Licht ins Dunkel“ und Zivilcourage in der Nachbarschaft
„Das Spendenproblem“
Unter diesem Titel hat die inklusive Redaktion andererseits vor zwei Jahren eine Doku über die Aktion „Licht ins Dunkel“ veröffentlicht.…
Massenproteste in Tiflis | Kinderbuch: Flossen weg! | „Man will uns ans Leben“ in Klagenfurt
„Fighting is in our blood“ – Massenproteste in Tiflis
Ein neu beschlossenes Anti-LGBTIQ+ Gesetz, ein Gesetz gegen „ausländischen Einfluss“ bei NGOs und der massive Einfluss der russischen Regierung auf Georgien bringen seit einigen Wochen hunderttausende Menschen in Tiflis auf die Straße. Wir haben mit Ana…
„Catcalls of Vienna“ – Kreiden gegen sexuelle Übergriffe in Wien
Themen: Transgender Day of Remembrance in Wien | Lohnabschlüsse in Sozialwirtschaft und Öffentlichem Dienst | Ostafrikanische Perspektiven zum Klimaschutz | „Catcalls of Vienna“ – Kreiden gegen sexuelle Übergriffe in Wien
#STIMMLAGEN 12.12.2024
#Stimmlagen ist das gemeinsame Infomagazin der Freien Radios in Österreich. Diese Sendung…
#Stimmlagen: Stand-Up-Comedy Salzburg I Filmfestival Sarajevo I Museum Arbeitswelt Steyr
Comedian Temirlan Tangirbergen bei der Comedy Open Mic Night im Narrencastl
Comedian Temirlan Tangirbergenwährend seines Auftritts im Narrencastl in Salzburg.
(© Manuela Schnegg)
unerhört!-Redakteurin Manuela Schnegg hat den aus Kasachstan stammenden Comedian Temirlan Tangirbergen bei seinem Auftritt an der Deutsch Comedy Open Mic Night…
Trans Day of Remembrance
Die Themen: Gedenken an die Opfer von transfeindlicher Gewalt. Barrierefreie Kommunikation.
Der Trans Day of Remembrance (TDoR) wurde 1999 von der Aktivistin Gwendolyn Ann Smith in den USA ins Leben gerufen, nachdem Rita Hester, eine Schwarze trans Frau, ermordet wurde. In den Medien wurde der…
Lass' uns einen Kommentar da