Hörenswert: Zachary Richard – „Le Fou“
Cajun, so lehrt uns der Brockhaus sei die Musik und Bezeichnung der frankophonen Einwanderer, die sich Mitte des 18. Jahrhunderts vorwiegend in dem US-Bundesstaat Louisiana angesiedelt haben.
Mit über 35 Jahren Bühnenerfahrung gehört Zachary Richard zu den lebenden legenden dieses endemischen und bezaubernd fremdartigen Musikstils. Sein aktuelles Album „Le Fou“ weiß trotz aller Abgeklärtheit auch aufgrund der fantastischen Gitarrenarbeit von Ausnahmekönner Sonny Landreth zu überzeugen.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 05.04.13 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 11.04.13 ab 00:00 Uhr.
Sowohl Cajun als auch Zydeco ist der ureigene Sound aus Louisiana (wobei der Unterschied zwischen beiden Stilen für den ungeübten Hörer etwa so frappant ist wie zwischen Country und Western). Dank einigen Südstaaten-Filmen, wie „The Big Easy“ hat diese Musikart nun auch außerhalb besagter Region seine Freunde gefunden. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, da Cajun gerade in den letzten Jahren seine glatte und massentaugliche Seite entdeckt hat. Wären da nicht zweit Merkmale, die Cajun (und natürlich auch Zydeco) unverkennbar machen: Zum einen die ureigene Sprache Cajun-French in der gesungen wird. Und zum Anderen die Besetzung zu der traditionellerweise die Fiddel, die Triangel und das Akkordeon gehört.
Letzteres wurde um 1900 von deutschen Einwanderern in die Neue Welt gebracht und daraufhin kurzerhand als Cajun-Akkordeon in diesen Musikstil integriert. Doch was daher anfangs für einige vielleicht etwas schräg klingen mag, lässt eigentlich viele Assoziationen zu: Denn diese Musik ist aufgrund der vielen Einflüsse von Einwanderern aus der ganzen Welt geformt und mitentwickelt worden. So ist es auch nicht verwunderlich wenn das Schwermütige und Sehnsüchtige dieser Musik an R&B oder das treibend-groovige etwas an Rock n‘ Roll erinnert.
Nach alter Cajun-Tradition finden sich auf „Le Fou“ sowohl balladeske, als auch äußerst tanzbare Nummern, denen man allen die Abgeklärtheit von über 35 Jahren Bühnenerfahrung und 16 Vorgängeralben anhören kann. Jedoch ist hier von Altersmilde oder Kraftlosigkeit nichts zu hören. Vielmehr wechselt Richard gekonnt zwischen Anspannung und Entspannung. Für ersteres holte sich Richard mit Sonny Landreth und seinem fantastischen Slide-Guitar-Spiel einen absoluten Ausnahmekönner ins Studio, der mit den fließenden Grenzen zwischen Zydeco und Blues spielt. Preisgekrönt und von Musikern wie beispielsweise Eric Clapton mit Lob überhäuft, zählt Landreth trotzdem zu den unbekannteren Gitarristen seines Genres. Allein der bisweilen recht schnulzige Sound der Balladen lässt dieses Album etwas abfallen, das aber schon allein aufgrund Landreths Gitarrenspiel das Radiofabrik-Attribut „Hörenswert“ völlig verdient.
Das Album ist am 9. Oktober 2012 auf Baby.Com/Indys erschienen und leider nur als Import erhältlich.
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