Hörenswert: Die Faulen Kompromisse – „Treibholz“
Hier werden Faule Kompromisse eingegangen, aber die guten.
Die Band rund um und mit Sänger und Songwriter Hacklerberry Pi treibt sich auf „Treibholz“ mit Schmäh, Weststaaten-Sound und Blusigem entsprechend herum und öffnet den Reisekoffer vergangener Rundfahrten, für Lagerfeuerstimmung mitten in Wien.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 11.8.23 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 17.8.23 ab 00:00 Uhr
Nach Album Nummer drei ist man zusammengewachsen – Patrik Niklas aka Hacklerberry Pi ist der Antiheld zwischen Huckleberry Finn, Chuck Berry und einer irrationalen Kreiszahl, ist immerhin mathematisch konstant, nun Fremdenführer in Österreich und Norwegen und lässt sich die Freiheit nicht nehmen. Nach seinen Solo-Pfaden (Ex-Frontman bei Panta Rhei/19hundertSchnee) wandert Pi mit seiner Kombo nun musikalisch irgendwo zwischen Rock’n’Roll, Rap und Rhythm’n’Blues.
Nach „Ein Lieferwagen voller Mausefallen“ (2014) und „Feuerholz“ (2017) kommt mit dem aktuellen „Treibholz“ nun alles auf den (Platten-)Teller, was die letzten Jahre im Fluss war und alle Abenteuer, die abseits des Bürgerlichen zu finden waren. Ist das nun Wiener Rock’n’Roll? Oder Vorstadt-Blues? Oder doch Danube-Deutschpop? Fest steht: Spaß macht das Spiel mit der Sprache immer.
Feldspat, Quarz und Glimmer
Dass in „Affen in Wien“ besagte Primaten die Stadt erobern, nun ja, da muss man nicht mehr viel dazu sagen. Außer, dass der Pi und die Kompromisse das Erzählen von treffenden Metaphern schon ziemlich gut können und die Gesichter der Affen genügend Interpretationsfläche lassen, je nach Grad der eigenen Zufriedenheit. „Zieh zu mir“ erzählt (quasi) von Kaiserin Sissi und bietet ihr den Wohnungswechsel an, um dem höfischen Possenspiel zu entkommen. Das Ausbrechen, das Nicht-Anpassen und die Selbstbestimmtheit profilieren Hacklerberry Pi & Die Faulen Kompromisse für all jene, deren Gedanken zu viel zu Hause bleiben und schicken diese auf Reisen. Da räkelt sich gleich die „Schwarze Mamba“ cool und lässig vom Ast herunter und erzählt Geschichten aus Uganda, man mäandert Trap-ig im „Nachtbus nach Triest“ zwischen Nostalgie, Melancholie und mit der Sehnsucht des Blues gen Süden oder die „Mutter Naturs Kinder“ kommen zum Spielen und plötzlich kommt man quirlig und aufgeregt nur mit Rock’n’Roll aus und übernachtet gleich draußen unter den Sternen.
Komm lass uns Nacktbaden geh’n
Ob die Geschichten alle wahr sind? Wer weiß… Wenn, dann ist ja eigentlich der Qualtinger an allem schuld. Oder die Bahn, in der es sich sehr schön Songs schreiben lässt und in der man die interessantesten Menschen trifft. Auf der Autobahn soll man ja generell eher wenige Menschen treffen und im Stau sind dann sowieso alle immer grantig. Und wenn dann doch alles nichts hilft, kann man sich immer noch Die Faulen Kompromisse beim Interpretieren von Georg Kreislers „Wie schön wäre Wien ohne Wiener“ anhören und -sehen, wenn da dann nicht alles wieder gut ist, dann weiß ichs auch nicht.
„Treibholz“ von Hacklerperry Pi & Die Faulen Kompromisse ist am 31. März 2023 bei Preiser Records erschienen.
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