Hörenswert: Bonobo – „The North Borders“
Ein kleines Elektronik-Kunstwerk mit menschlich warmem Klangbild.
Das bekommt man auf dem aktuellen Album des Briten Simon Green aka Bonobo geboten. Auch „The North Borders“ entführt den Hörer in Bonobos liebevoll und raffiniert modellierte Soundwelten, die mit ihrem gemäßigten und doch treibenden Downtempo Groove irgendwo zwischen Melancholie und Schwerelosigkeit dahin driften. Mit „The North Borders“ unterstreicht Bonobo damit erneut seine führende Rolle im Bereich der elektronischen Musik.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 17.05.13 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 23.05.13 ab 00:00 Uhr.
„The North Borders“ ist das zwölfte Album des britischen Soundtüftlers, der bereits seit 2001 bei dem legendären Elektronik-Label Ninja Tunes unter Vertrag steht. Nun gab es für die rein elektronische Musik schon bessere Zeiten und die goldene Ära des Trip-Hop, Lounge, Chill Out, Nu Jazz, Ambient ect. scheint sich irgendwie ihrem Ende zu nähern. Natürlich wurde der Markt auch viel zu lange Zeit mit mittelmäßigen und lieblos am PC zusammengestückelten Produkten überflutet, denn rund um den Buddha Bar Hype konnte ja viel Geld verdient werden. Und Remixes gab es natürlich auch von jedem Stück in Hülle und Fülle.Auch waren leider nur wenige Musiker und Formationen in der Lage, sich in diesem Genre weiter zu entwickeln und/oder ihr Niveau über einen längeren Zeitraum zu halten
Bonobo hat aber genau das geschafft. Das Vorgängeralbum „Black Sands“ verkaufte sich nicht nur gut, sondern wurde zudem von der Fachwelt mit immens viel Lob überschüttet. Mit „The North Borders“ scheint Bonobo auch genau dort wieder anknüpfen zu wollen. Obwohl er selber keinesfalls mit Kategorien wie Lounge oder Chill Out in Verbindung gebracht werden möchte, wäre es recht spitzfindig, für diese Musik eine andere Kategorie zu bemühen. Vielleicht ist ein Grund für seine Verweigerung, dass sich Bonobos Stücke im Gegensatz zu der meist recht eindimensionalen Musik dieses Genres auf mehreren Ebenen entfalten. Zudem spielt der vielseitige Musiker in der Regel alle Instrumente selbst ein!
Vordergründig ist „The North Borders“ ein Album, dass auch als angenehme Hintergrundmusik durchaus funktioniert. Die Raffinesse offenbart sich jedoch erst im Detail: Kaum merklich verschieben sich Patterns, kommen neue hinzu und werden auf wunderbare Weise zusammengefügt. Eben noch recht bodenständig am grooven, fließen Stücke mit größter Selbstverständlichkeit hin in atmosphärisch dichte Parts, die mit dezenten Delays spielen. Und genau darin besteht die Genialität dieses britischen Ausnahmetalents.
Das vorliegende Album entfaltet seine stärksten, wunderbar schwerelosen Momente, wenn die ausdrucksstarken Gastsänger dem Ganzen noch vokales Leben einhauchen. Neben Grey Reverend, Cornelia und Szjerdene ist auf „Heaven For The Sinner“ die wieder grandios gestaltende Eryka Badu zu hören (Obwohl natürlich auch Bonobos Zusammenarbeit mit den Sängerinnen Andreya Triana oder auch Bajka, ihres Zeichens Tochter von einem Mitbegründer der Krautrock-Kultband Embryo, durchaus fruchtbar war.„The North Borders“ ist Alles in Allem ein großartiges Album, auch wenn die ganz große Magie von „Black Sands“ hier nur in einigen wenigen Momenten erreicht wird.
Das Album ist am 29. März 2013 auf Ninja Tunes erschienen.
Lass' uns einen Kommentar da