Stimmen, wie aus einer anderen Welt, getragen von eingängigen wie mehrschichtigen Melodien, zudem analog instrumentalisiert: „Falling down“ ist eine musikalische Irrfahrt durch Glen Porters Schädel, die auf den Spuren des Mondkreises rund um Gordon Giesekings auserwähltem Kreis an genialen Musikern auf seinem Label Project Mooncircle verläuft.
Soundkünstler Porter trägt als weiteres buntes Mosaikteilchen zur Genialität des Gesamtkunstwerkes des Projekts bei.
Hörenswert. Das RF-Album der Wocheist zu hören am Freitag, 21.02.14 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 27.02.14 ab 00:00 Uhr.
„One thing leads to another. It’s the weirdest thing.“
Da tragen sich die Melodien gegenseitig in- und zueinander und „Falling down“ fließt zeitweise dahin wie ein idyllischer Bergbach. Bis zum Bruch der Welle: Düstere Abgründe tun sich auf und Stimmen aus einer anderen Zeit, einem anderen Kontinuum, lassen erahnen, dass hier nicht alles im Lot ist.
„Life just doesn’t mean a whole lot to me … It’s just tearing me up inside and I just want a knife.“ Wenn ein Album schon so beginnt, wird man neugierig. Was ist los mit Glen Porter?
Ryan Stephenson gräbt in der Vergangenheit. Unter dem leicht abgeänderten Namen seines Großvaters (Glenn Porter) produziert der kalifornische Beatmeister melodiös-melancholische Soundcollagen, um deren Stil im nächsten Schritt immer wieder selber zu brechen, sei’s mit einem eingestreuten Rap, einer Jazz-Passage oder unerwarteten Rhythmuswechseln, die dem Album die richtige Würze geben.
Storytelling at its best
Porters Art, mit Samples und Fidgets umzugehen, erinnert stellenweise stark an Wax Taylor. Auch Glen Porter scheint seine Stimmen aus Filmen zu schneiden, wenn auch nicht aus den lustigsten: „I’m scared.“ – „There’s noone to be scared of. There’s nothing to be scared of.“ – „I think we gonna end.“
Immer geht es Porter auch um seinen „Creep factor“. Ein bisschen fürchten sollen wir uns schon, ob der bizarren Stimmen und der surrealistischen Weltwahrnehmung seiner ProtagonistInnen auf „Falling down“ und ProtagonistInnen ist hier bewusst gewählt, denn die Stimmen agieren neben Sängern immer auch als Schauspieler: Ein Audiomusical, wenn man so will.
Das Ziel des Albums war es unter anderem, Beats zu produzieren, die einen guten Soundtrack für Abenteuergeschichten und Science-Fiction-Filme im 60er-Jahre-Style abgeben würden. Was herauskam, war ein Soundtrack ohne Film, und doch wird von einer Zeitreise erzählt, auf der sich unterwegs der Verstand selbst verliert.
Happy End?
Mit „Yours“ schließt Glenn Porters 2. Album ab. Melodramatisch und herzzerreißend schweben die selbstaufgebenden Liebesschwüre in Schlangenlinien durch die Beats. Und obwohl es auf den ersten Blick romantisch scheinen mag, wenn sich Einer so ganz im Anderen auflösen mag, zwischen hin- und hergeben liegt doch ein gewaltiger Raum, dessen Trennlinie durch den Verlust der Realität gezogen wird. „Falling down“ wird auf der anderen Seite gespielt, was immer das für eine Seite sein mag. Fans von melancholischer Instrumentalmusik im Samples-Wald würden sagen: auf der Richtigen.
„Falling Down“ von Glen Porter ist am .28. August 2009 bei Project Mooncircle erschienen. Porters jüngstes Album, „The Devil Is A Dancer, The Piper Is A Madman“, erschien 2012 ebenfalls dort.
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