Hörenswert: Herbie Hancock – „The Imagine Project“
Am 12. April ist mit Herbie Hancock einer der größten Musiker und Komponisten des 20. Jahrhunderts 70 Jahre alt geworden. Grund genug diesen genialen Musiker mit einem Radiofabrik Album der Woche zu ehren. Nach „Possibilities“ (2005) und „River: The Joni Letters“ (2007) sucht Herbie Hancock auf seiner aktuellen CD „The Imagine Project“ noch immer nach der vollkommenen Verschmelzung von Pop und Jazz.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 03.09.10 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 09.09.10 ab 00:00 Uhr.
1993 landeten US3 mit „Cantaloop (Flip Fantasia)“ den absoluten Hit des Jahres. Das Original aus dem Jahre 1964 gehört wahrscheinlich zu einem der meist interpretierten Jazz-Stücke überhaupt und egal ob neu am Instrument oder absoluter Meister, lässt es sich kein Musiker nehmen, diese Komposition nachzuspielen. Keine virtuosen Läufe, keine schwierigen Einsätze. Es ist gerade die Schlichtheit der Nummer die dieses Stück so genial macht und mit der trotzdem unendlich viel Atmosphäre geschaffen wird.
Ebenso verhält es sich mit dem Disco-Klassiker „Groove is in the Heart“ von Dee-Lite aus dem Jahre 1990, die sich damals den Basslauf von „Bringing down the Birds“ angeeignet und damit einen Welthit gelandet haben.Mit „Chameleon“ (1973) schrieb Hancock zusammen mit den Headhunters Funk-Geschichte: Es gibt wohl keinen Funk-Bassisten, der diesen faszinierenden und megagroovigen Basslauf noch nicht ausgecheckt hat.
Kurzum: Die Musik von Hancock ist zeitlos und noch immer allgegenwärtig, die Adepten vielzählig. Selbstverständlich ist Herbie Hancock daher in der Lage sich auszusuchen, mit welchen Musikern er arbeiten möchte und selbstverständlich ist es für alle eine Ehre mit diesem Musiker arbeiten zu dürfen. Auf „The Imagine Project“ versammelt Hancock verschiedenste Musiker aus den unterschiedlichsten Ländern. Mit dabei sind: Anoushka Shankar, Wayne Shorter, Chaka Khan, Pink, John Legend, Cèu , Seal, Konono No 1, Jeff Beck, Oumou Sangare, India.Arie, Lionel Loueke, Manu Katche, Tinariwen, Susan Tedeschi, Los Lobos, Chieftains, Juanes, K. S. Chitra, Toumani Diabate, Lisa Hannigan, Dave Matthews, Derek Trucks und James Morrison (Hier ist noch nicht einmal die Band erwähnt, bei der so Jazzgrößen wie Marcus Miller oder Vinnie Colaiuta zu finden sind).
Interessanterweise stammt auf diesem Album keine Komposition vom Meister selbst. Stadt dessen werden hier Nummern von John Lennon, Peter Gabriel, Bob Dylan oder Sam Cooke zum Besten gegeben. „The Imagine Project“ ist wohl trotzdem eines der schwächeren Alben von Hancock geworden. Die Interpretationen von „Imagine“, „Don’t Give Up“ und „A Change Is Gonna Come“ eröffnen sich einem vielleicht nur schwer verliebt oder in sonstigen hoch sentimentalen Phasen, um das Ganze mit etwas Euphemismus auszudrücken.
Jedoch funkelt Hancocks Genialität dann doch hin und wieder zwischen dem ganzen Kitsch durch. Zusammen mit CéU (RF-Album der Woche vom 25.12.2009: CéU – „Vagarosa“) gelang Hancock eine wunderbar subtil groovende Interpretation von Baden Powells „Tempo de Amor“. Auch die Nummer „Tamatant Tilay/Exodus“ bei der die Tuareg-Rockband Tinariwen mit von der Partie ist versöhnt dann doch etwas.
Ein sehr durchwachsenes Album des Großmeisters.
Aber wer nach den supergroovigen Sachen von Hancock sucht dem sei hier das Album „Thrust“ aus dem Jahre 1974 empfohlen.
The Imagine Project ist am 18.06.2010 bei Sony erschienen.
Lass' uns einen Kommentar da