Hörenswert: J Mascis – „Tied To A Star“
Da hat man endlich mal früh genug das Album gefunden, das einen wohl vorbereitet in den kalten Herbst begleitet und dann spielt das Wetter (noch) nicht mit.
Aber gut, bis dahin kann man sich auch einfach nur zum Vergnügen das inzwischen 2. Soloalbum „Tied To A Star“ von Joseph Donald Mascis zu Gemüte führen. Der hat nämlich wieder ein kleines, leises, feines und akustisches Werk vorgelegt, über das man fast nur liebevoll und flüsternd sprechen sollte, um die Musik nicht durch die übliche menschlichen Schnelllebigkeit, Hektik und Oberflächlichkeit zu verderben.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 19.09.14 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 25.09.14 ab 00:00 Uhr.
Der Dinosour Jr. Frontmann ist bekannt für flammende, melodische, Trommelfell zerreissende Solis, genauso für seine murmelnde, benommene, müde-vom-Leben-Stimme. Diese Facetten funktionieren nicht nur im Kontext der Band, sondern auch auf den Solowegen des J Mascis ausgezeichnet. Expressives Langhaar und schon fast Legende, seit neuesten auch Romantiker. J Mascis kann auch anders und lässt diesmal die Gitarrenwand eher hinter als vor sich. Nach “Several Shades Of Why“ von 2011 kommt mit „Tied To A Star“ ein noch genaueres Suchen nach sich selbst. Nicht mehr ganz so akustisch – Mascis versammelte diesmal eine kleine Band um sich, inklusive Pall Jenkins von Black Heart Procession und Chan Marshall aka Cat Power – aber immer noch folkig, entschleunigt und zeitweise sogar irgendwas zwischen Art- und Post-Pop. Und, ja gut, ganz ohne verzerrte Gitarren geht’s halt doch nicht. Aber mit Bezug auf Dinosaur Jr. ist der Begriff ‚akustisch’ vielleicht etwas relativ zu verstehen.
„Tied To A Star“ vereint herzhaftes Geschrammel mit großem Songwriting, Musik auf ihre Essenz reduziert und daraus wieder ein Ausbrechen in die nächste harmonische Ebene: Ein aufstehfreudiges ‚Every Morning’, ein zartes ‚Wide Awake’, ein wunderbares ‚Come Down’ und ein herumtreiberischer ‚Drifter’ – Zugegeben, weniger Neues, Aufregendes oder neu zu Entdeckendes, dafür mehr Vertrauen und Geborgenheit. Hier will uns niemand erschrecken oder Angst machen, hier wird einem ein kuscheliges Sofa und ein großer Kaffee gegeben, wer mag kriegt auch noch eine Decke.
Dieselbe Sprache spricht auch das Artwork (gestaltet von Kristin Frenzel): Me and my furry friends. Liebevoll gezeichnete kleine pelzige Waldgeister die nur mal schauen, vielleicht später etwas spielen möchten. Und auch die Backside empfiehlt sich für eine genauere Betrachtung.
Leise laut sein – „Tied To A Star“ erzählt unaufgeregte Geschichten, wie es großväterliche Storyteller so machen. J Mascis altert mit Würde, auch wenn er auf immer der verletzliche, herzgebrochene und sehnsüchtige Junge bleiben wird, der über seine Gefühle singt. Immerhin, ehrlich und gerade.
„Tied To A Star“ von J Mascis ist am 25. August 2014 bei Sub Pop erschienen.
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