Hörenswert: Synthesize the Soul Astro - „Atlantic Hypnotica From The Cape Verde Islands 1973-1988“
Ganz passend zum Frühling präsentiert uns das Label Ostinato Records auf dieser Kompilation 18 Titel Gute-Laune-Musik, die allesamt nicht nur zum Tanzen anregen, sondern das Sommer-Strand-Gefühl auch gleich mitliefern. Extrem eingängig und wunderbar leichtfüßige wird hier die Geschichte erzählt, wie die Elektronik auf die Musikkultur der Kapverden traf.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 05.05.17 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 11.05.17 ab 00:00 Uhr.
Inseln sind nicht nur durch ihre vielen endemischen Arten für die Biologen interessant. Meist ist es so, dass sich dort auch eine ganz eigene Musikkultur aufgrund der Abgeschiedenheit entwickelt hat, wie es zum Beispiel bei Kuba oder La Reunion der Fall ist. So richtig interessant wird es, wenn diese ‚endemischen Musikkulturen‘ auf kulturfremde Musiken und Instrumente treffen, wie es natürlich permanent durch die Kolonialmächte geschehen ist.
Musikwissenschaftler mögen diese Ereignisse zu jahrelangen Forschungen anregen, über die wohl immer das Damoklesschwert in Form der Angst schweben wird, etwas ‚nicht richtig‘ zu verstehen. Zum Glück denken da die Musiker in der Regel nicht groß nach, sondern adaptieren spielerisch die fremden Instrumente und Musiken und lassen diese mit ihrer eigenen verschmelzen. Oft klingt das Resultat daraus fantastisch neu und ist der Anfang von etwas großartigem.
Ehemals unbewohnt wurden die Kapverden durch den Einfluss der Portugiesen und der Briten zu einem Vielvölkerstaat entwickelt der mit den Ursprung der Kreolische Kultur bildete; mit ihrer identitätstiftenden Musikkultur und Küche. Aufgrund der Armut und den daraus folgenden Hungerkatastrophen war die Emigration für viele Bewohner des Westafrikanischen Inselstaates die einzige Hoffnung auf ein besseres Leben.
Die Musikkultur der Kapverden machte wohl zuerst die Sängerin Cesaria Evora auch über die eigenen Landesgrenzen berühmt. Der Trend zur Weltmusik, der seit zig Jahren zu beobachten ist und ab und an auch Titel in die Charts spielt (wie beispielsweise Michel Telós Mega-Sommerhit „Nossa“) bescherte auch Evora mit ihrer eingängigen und leichtfüßigen Musik viel Erfolg im Ausland. Diese Sampler dokumentiert allerdings die Adaption der Elektronik (insbesondere des Synthesizers) von in die westlichen Großstädte emigrierten Kapverden in die kapverdische Musikkultur. Historisch begeben wir uns somit in die Jahre 1973-1988.
“In Cape Verde, we had no access to electronic instruments. In Europe, we had access, but we had to adapt. Audiences expected electronic sounds, but we still stayed true to our sound.” (Tchiss Lopes, Kapverden, lebend in Rom)
Obwohl es immer noch die Musik der Kapverden mit ihren traditionellen groovigen Funana Rhythmen ist, verändert natürlich die Elektronik den Sound in Richtung Funk, Disco und sphärischen Klängen. Für alle, die nicht weit weg können bringt uns „Synthesize the Soul” jedenfalls 75 Minuten Strandparty direkt ins Wohnzimmer. Ein westafrikanisches Feuerwerk, das gute Laune macht (eine Warnung an alle Pseudo-Depressiven!) und dass durch die Rasanz und Schönheit der Musik einfach atemberaubend ist. Darf auf keiner Sommerparty fehlen.
Das Album ist am 24. Februar 2017 auf Ostinato Records erschienen.
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