Hörenswert: Portishead – „Third“
Eines vorweg: Portishead machen noch TripHop. Doch elf Jahre nach ihrem letzten Studio-Album beschreiten sie mitunter neue Wege. Auch die Pfade des Industrial und Krautrocks werden nun genutzt.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche am Freitag, 09.05.08, ab 14.08 Uhr, Wh am Do, 15.05.08, ab 00:00 Uhr
Das Album „Third“ war eine schwere Geburt. Seit Jahren arbeitete das Trio Portishead (aus dem gleichnamigen Vorort von Bristol) an einem Dritt-Werk, doch es gab die grundlegende Frage: in welche Richtung solle es gehen, ohne sich zu wiederholen? Das Album wollte und wollte nicht zum Abschluss kommen und als man meinte, man hätte die Songs bald zusammen, wurden wieder welche verworfen, an anderen wurde weitergefeilt.
Nun ist es aber da, das mit Sicherheit sperrigste und mutigste Album von Portishead. Um Konventionen wird sich hier nicht geschert und Erwartungshaltungen wollen erst Recht nicht erfüllt werden. Welche Erwartungen hätte man in das neue Album denn setzen sollen? TripHop nach altem Strickmuster? Ein zugängliches, gar fröhliches Pop-Album? Es ist alles andere als das geworden.
Richtige Hits wird man auf „Third“ nicht finden.
Wo man früher einfach nur von melancholisch sprechen konnte, muss man jetzt mitunter von harsch und böse reden.
Der Opener „Silence“ wird von einer verrauschten Männerstimme in Portugiesisch eingeleitet, sobald setzt der Schlagzeug-Beat ein, es fiept und die Gitarre ist auch nicht gestimmt. Nach knapp der Hälfte des Songs ist sie zum ersten Mal da: die charakteristische, zerbrechliche Stimme von Beth Gibbons, welche es nicht darauf anlegt, harmonisch mit den sie umgebenden Instrumental-Klängen zu korrespondieren. Als der Song an Fahrt gewinnt, man einem vermeindlichen Höhepunkt entgegensteuert, bricht der Track abrupt, ohne jede Vorwarnung, ab – Silence.
Das Stück „The Rip“ entwickelt sich zum Ende hin zu einer Electro-Pop-Ballade, beim Folgetrack „Plastic“ kommt die Affinität für Filmmusik der beiden weiteren Mitglieder von Portishead Geoff Barrow und Adrian Utley zu Tage: hier bedient man sich des Hubschraubersounds aus der Anfangssequenz von „Apocalypse Now“.
Die Gitarren-Arrangements in „We Carry On“ könnten genauso gut von Trent Reznor stammen, nicht minder nach Industrial und deutlich härter klingt die erste Single „Machine Gun“, welche ihrem Namen alle Ehre macht. Getragen von einer Drummachine und Gibbons‘ Stimme endet der Track in einer Synthie-Melodie, die man ruhig noch länger auskosten würde. Mit „Deep Water“ wird ein Folk-Intermezzo eingeschoben, bei „Magic Doors“ darf ein Saxophon dreckig röhren und zum Abschluss des Albums werden beim Track „Threads“ sogar doomige Töne angeschlagen.
Von Portishead, die neben Massive Attack und Tricky den TripHop maßgeblich geprägt hatten, konnte man ja so einiges erwarten: ein so kompromissloses Album wie „Third“ aber wohl kaum.
Related Links
Lass' uns einen Kommentar da