Artarium: Und wo kommt die Nina her?
Sonntag, 17. Mai 2020 ab 17:06 Uhr:

in Nachtrag zu Nina Hagen, deren vielseitiges Schaffen wir am vergangenen Sonntag mit dem Album “Return of the Mother” immerhin ansatzweise gewürdigt haben. Urplötzlich schlug so um das Jahr 1978 die hierohrs völlig unbekannte Punk-Röhre in unsere bislang recht brav vor sich hin säuselnde Musiklandschaft ein – und wirbelte unsere Hörgewohnheiten massiv durcheinander. Diese Arbeiten der “Nina Hagen Band” verschmolzen verschiedene Elemente des (damals noch frischen) Punk mit Dichtkunst, Operngesang, Sounds und Spielfreude zu faszinierend idealistischen Collagen aus Freiheit und Abenteuer. Ich war damals 17 – und wusste nichts von ihren Ufern. Doch jeder Mensch kommt irgendwoher und bringt seine/ihre prägende Geschichte mit. Schauen wir mal…
Was uns rebellische Jugendliche in Österreich mit der Wucht eines LSD-Trips die Hirnfenster öffnete, das braute sich bereits seit 1977zusammen. Das Foto dazu stammt aus dem Artikel auf blackbirds.tv(Berlin fletscht seine Szene). Kurz zuvor war Nina gemeinsam mit ihrer Mutter Eva-Maria Hagen im Sog der Wolf-Biermann-Ausbürgerung aus der DDR nach Westberlin gelangt. Für uns war das damals eine echte Bereicherung der unbotmäßigen, kritischen, radikal-provokativen, sexuell-selbstbewussten und auch sozialsatirischen Auseinandersetzung mit all den verkrusteten Strukturen unseres Obrigkeitsstaatswesens. Diese Musik – und dann diese Texte auf Deutsch – derlei war zu jener Zeit im besten Sinn UNERHÖRT! Doch wie gesagt, Nina Hagen fiel nicht einfach vom Himmel – sie kam von wo her. Und dem wollen wir in dieser Sendungein wenig nachspüren. Die Idee dazu kam beim Reinmontieren von Soldat Soldat in die letzte Sendung (Nina Hagen interpretiert die legendäre Soldatenmelodie von Wolf Biermann). Der hatte in ihrer Jugend (zwischen 10 und 17) als Lebensgefährte ihrer Mutter wohl sicherlich einigen Einfluss auf ihre Entwicklung zur Kunstpersönlichkeit.
du kennen wolfen biermann?
ihn du kennen nicht dürfen
du sein guten jungen.
du kennen dürfen einzig alleinen
deutschen demokratischen republiken!
(aus “an einen grenzen” von ernst jandl, erschienen 1976)
Über Wolf Biermann (den im selben Jahr aus der DDR ausgebürgerten Liedermacher und Dichter) lässt sich inzwischen unendlich Verschiedenes erfahren. Für uns waren seine Interviews auf dem deutschen Zeitzeugen-Portal wesentlich, dabei weniger das, was er darin aussagt, sonder wie (stimmlich und emotional).
Apropos Ernst Jandl und die DDR – Eine Lieratourgeschichte…
Sendungen zum Nachhören
Schön schiach
Jenseits geprägter Gewohnheiten und hergebrachter Haltungen entdecken wir jene Übergänge und Zwischentöne, die wieder Bewegung in unsere oft allzu gewohnte Weltsicht bringen. Ist das, was wir als schön oder schiach zu empfinden gelernt haben, wirklich unser ureigenstes Gefühl? Gefickt eingeschädelt. Wo Himmelhoch und Abgrundwärts zusammen…
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Immer wenn wir in der ARGE den Weg vom Eingang zum Aufzug nehmen, gehen wir an den vielen dort aufgehängten Plakaten vorbei, und manchmal ist auch ein richtiger “Hingucker” darunter, der uns einen Augenblick lang zum Innehalten bringt… Was ist das für ein Typ, der…
Gierig auf Lyrik (mit Jochen Jung)
Im Jahr 2008 trafen sich im Artarium einige (auch selbst schaffende) Lyrikverliebte mit dem Salzburger Verleger Jochen Jung (Jung & Jung), um die Lage der Lyrik (in ihren verschiedenen Darreichungsformen) zu erörtern. Neben Live-Lesungen und Liedern kam es dabei zu interessanten Gesprächen über die Bedürfnisse…
Behindert sein und werden
Pepo Meia war Musiker, Rollstuhlfahrer und Aktivist. Am 3. Januar dieses Jahres ist er, wie man so sagt, “von uns gegangen”. Der Kampf geht aber weiter. Und das verbindet uns mit ihm. Denn das Ringen um einen “Dialog auf Augenhöhe”, also um Anerkennung als gleichberechtigte,…
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Auf gute Nachbarschaft! Begegnen wir einander, indem wir uns gegenseitig einladen und mitsammen “vom echten reden”. Die Kleinschreibung ist hier auch programmatisch, denn ob unsere Sendung heute “vom echten Reden” handelt oder ob wir mehr “vom Echten reden” oder ob beides halt zwei Aspekte von…
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