Critical Mass ON AIR – August 2021
Freitag, 30. August 2021 ab 17:00 Uhr
Neben ausgesuchter Fahrradmusik (und traditionellem „Lied für die Katz zu Beginn“, diesmal von Al Stewart) kommen in der August-Ausgabe von Critical Mass ON AIR am Freitag um 17:00 auf der Frequenz der Radiofabrik 107,5 FM – wie immer zeitgleich mit dem Beginn der CM im Salzburger Kurgarten – vor:
+ ein Polizeieinsatz bei der Juli-CM,
+ die drohende Einsparung des Salzburger Radverkehrskoordinators und
+ die (auch deshalb) geplante Raddemo am 11. September.
Sendungsmacher Reinhard Geiger verabschiedet sich damit für das laufende Jahr, ab September sind Reruns zu hören.
Die Playlist für August 2021 basiert auf einem Artikel von Bernhard Flieher in den SN von Ende Juni über den „Sound der Notwendigkeit“. Die Mehrzahl der vom Kulturjournalisten erwähnten Titel liefen bereits in einer der 26 früheren Sendungen.
Hans Söllner: Mountainbike, Paolo Conte: Bartali, Dota Kehr: Rennrad, Francesco de Gregori: Il bandito e il campione, Moop Mama: Die Erfindung des Rades und Kraftwerk: Tour de France, stehen dagegen erstmals am Programm.
Was jeweils gespielt wird, lässt sich auf der Sendungsseite der Critical Mass on Air nachlesen, ebenso auf den beiden Facebook-Seiten der Critical Mass Salzburg https://www.facebook.com/criticalmasssalzburg/ und https://www.facebook.com/groups/cm.sbg. Im Cultural Broadcasting Archive der freien Radios sind alle bisherigen Sendungen nachzuhören!
Im Durchschnitt gabs bisher einmal jährlich Kontakt mit der Polizei während der CM. Im vergangenen Monat war es wieder mal soweit. Obwohl die Critical Mass mit Unterbrechungen seit 2008 durch Salzburg rollt, scheint ihre Existenz den Ordnungskräften nicht geläufig. In Wien und Linz hat die CM ganz offiziell eine Polizeibegleitung, zeitweise sogar mit Freunden und Helferinnen am Dienstrad. In Salzburg galt hingegen bislang eher ein Grundsatz gegenseitiger Nichtbeachtung. Nicht so im Juli 2021.
Knapp nach dem Maxglaner Kreisverkehr – wo die Präsenz eines O-Buses gerade die Autofahrer zum fröhlichen Megastau verleitete – tauchten zwei Polizeiautos auf, um an der Bushaltestelle Böhm-Ermolli-Straße CM wie Busverkehr mit Blaulicht zum Erliegen zu bringen.
Lukas Bernitz, im Juli Fahrer des Soundmobils, wurde von zunächst vier Ordnungshütern amtsbehandelt. Jenen, die sich nach dem Auftauchen von schlußendlich insgesamt sechs Uniformierten und eines Zivilpolizisten nicht sicherheitshalber aus dem Staub gemacht haben, wurde erklärt, es habe „Anrufe gegeben: Radfahrer würden einen Stau verursachen“. So die kuriose Begründung für eine Amtshandlung dieser Größenordnung angesichts täglicher Staus, den Menschen in ihren motorisierten Fahrzeugen in Salzburg verursachen.
Und Auslöser unterschiedlicher Gefühle und Reaktionen unter den TeilnehmerInnen der CM:
Manche empfanden es als Einschüchterungsversuch. Zumindest zwei der später interviewten Teilnehmerinnen fanden die jungen Männer in Uniform hingegen durchaus attraktiv. Eine der erstmals bei der Salzburger Critical Mass Beteiligten regt in der Sendung an, die CM solle sich auf mögliche weitere Polizeiaktionen vorbereiten, auch in der Kommunikation der TeilnehmerInnen untereinander.
Eine Idee, welcher der Sendungsgestalter etwas abgewinnen kann: „Womöglich muss sich die Critical Mass in Salzburg neu erfinden – und bei aller Liebe zum anarchischen Grundgedanken – vielleicht ‚doch etwas mehr‘ organisieren, so wie in Wien. Dort ist die CM an jedem 3. Freitag im Monat meist 20 bis 50 mal so zahlreich besucht wie die in Salzburg. Und hat eine sogenannte Stützradgruppe mit 20 bis 30 AktivistInnen, weil das mit der Selbstverwaltung leider doch nicht so von allein klappt“.
Im übrigen grübelt Reinhard Geiger, ob die sechs Herren und eine Dame von der Polizei in der Zeit von Innenminister Herpferd Kickl über die Lektüre einschlägiger Inserate in rechten Publikationen in diesen Beruf gefunden haben. Oder erst danach unter dessen Nachfolger Karl Nehammer, einer Art Kickl auf Stelzen.
Der amtsbehandelte Lukas B. nimmt die Sache iÜ nicht weiter tragisch. Die Ordnungshüter hätten zwar seine Daten aufgenommen, sich aber knapp vier Wochen später noch nicht bei ihm gemeldet. Grund für die Fahrraddemo, die er für Samstag 11. September zusammen mit der Radlobby Salzburg initiert, sei jedenfalls nicht dieser Polizeieinsatz, sondern die von ihm und der Community kritisierte (Rad)Verkehrspolitik in der Stadt. Um 14:00 startet die Raddemo beim Schloss Mirabell!
Demonstriert wird für eine fahrradfreundliche Politik, für Klimaschutz, mehr Lebensqualität und sichere Mobilität für alle.
Die neuesten Bauvorhaben – Stichwort: Ausbau der Münchsberggerage inklusive Baustellenzufahrt durch das Landschaftsschutzgebiet unterhalb der Festung, der Kreisverkehr beim Haus der Natur und seine Umsetzung, sowie die geplante Abschaffung des Radverkehrskoordinators schreien für viele geradezu nach – angemeldeten – Demos, Sitzblockaden, Leserbriefen, und zivilem Ungehorsam jeder Art und Phantasie.
Bürgermeister Harald Preuner, ehemals Inhaber einer Fahrschule, ist die Vergrößerung der Mönchsberggarage bekanntlich ein großes Anliegen. Damit künftig noch mehr Freunde der Familie mit großen SUVs fußfrei in die Stadtmitte kommen – auch wenn sie zuvor im Stau stecken, besser gesagt, den Stau selber verursachen? Oder er glaubt wirklich, dass Salzburgs Stauproblem mit Kreisverkehren und Garagenausbau in der Innenstadt zu lösen ist.
Eine Volksbefragung oder Abstimmung darüber wurde bereits verhindert. Als nächstes plant die Bürgermeisterpartei die Position des Radverkehrskoordinators einzusparen. Der sollte ja abteilungsübergreifend alle Belange des Radverkehrs koordinieren.
Bernhard Kreuzer, seit dem Sommer neuer Obmann der Salzburger Radlobby, hat den seit 30 Jahren als Radverkehrskoordinator der Stadt tätigen Peter Weiss dazu vors Mikro gebeten. Bürgermeister Preuner begründet sein neuestes Vorhaben damit, ihm würde die Umsetzung von Radinfrastrukturprojekten zu lange dauern. Sollten das seine wahren Beweggründe sein, hier ein Gegenvorschlag der Fahrrad-Community: Stattdessen einfach die Radverkehrskoordination aufwerten!
Mit Weisungsbefugnis und Vetorecht gegenüber den Bau- und Planungsabteilungen im Magistrat. Das würde Radinfrastrukturprojekte erheblich beschleunigen. Dann wäre wohl nicht den Radweg auf der Eichstraßenbrücke vergessen worden. Dann sähe es bei aktuellen Bauprojekten wie Perron und Riedenburg, beim neuen Kreisverkehr vor dem Rotkreuz-Parkplatz oder bei der Anbindung des Stadteils Gnigl mit dem neuen Bildungscampus für den Radverkehr erheblich besser aus.
Für Salzburg, das sich immer gerne als „Österreichs Radhauptstadt“ feiern lässt, wäre die Abschaffung der RadverkehrskoordinatorInnen jedenfalls ein fatales Signal: eine nachhaltige Behinderung der in der Radverkehrsstrategie 2025+ festgelegten Ziele „gelebter Radkultur in Politik und Verwaltung“, effizienter urbaner Mobilität und des Klimaschutzes.
Die Zivilgesellschaft erprobt und übt bereits Bewältigungsstrategien und Widerstand. Der könnte sich künftig wieder öfter auf der Straße abspielen, wenn die Politik in Salzburg über Jahre eine direkte Bürgerbeteilung hintertreibt.
Heinrich Strößenreuther, er gilt als „Deutschlands bekanntester Fahrrad-Aktivist“ meinte auf Anfrage zu Gefahrenstellen wie dem kombinierten Bus-/LKW-/Radweg in der Vogelweider- und dem mörderischen Radstreifen in der Sterneckstraße: „man muss einfach der Politik mehr Angst vor den Radfahrenden machen, als vor der Autolobby“. In Deutschland, davon ist der Initiator von Radentscheiden in vielen Städten überzeugt, gäbe es in ähnlicher Lage längst wochenlange Sitzblockaden.
Die Playlist
Al Stewart – Year of the Cat
Hans Söllner – Mountainbike
Paolo Conte – Bartali
Yves Montand – A Bicyclette
Dota Kehr – Rennrad
Francesco de Gregori – Il bandito e il campione
Moop Mama – Die Erfindung des Rades
Kraftwerk – Tour de France
Reinhard Geiger, Critical Mass on Air
Alle Sendungen zum Nachhören weiter unten und hier.
Sendungen zum Nachhören
Critical Mass ON AIR 31.12.21 – die letzte Ausgabe
Am Silvestertag endet die Reihe „Critical Mass ON AIR“. Mit 14 Songs rund ums Fahrrad – viele davon heimisches Liedgut. Sie war seit Mai 2019 jeden letzten Freitag im Monat auf der Radiofabrik zu hören – gleichzeitig mit der Salzburger Critical Mass.
Gewidmet ist diese…
Critical Mass ON AIR 26.11.21
Das Ende ist nah! Die vorletzte Ausgabe von Critical Mass ON AIR radelt zurück: zum 3. Salzburger Fahrradfilmfestival (2019) und zum FestiVelo in Lustenau im Sommer 2020.
Ende September 2019 war die Critical Mass „Filetstück“ im Sandwich eines Earth Strike Days – 5.000 kamen zur großen…
Critical Mass ON AIR 29.10.21
Der Countdown für Critical Mass ON AIR läuft. Im drittletzten Soundtrack zur Salzburger CM aus der Radiofabrik kommen zu Wort:
– Tamás Farkas aus Eger, der im Norden Ungarns zweimal jährlich einige hundert TeilnehmerInnen auf die Straße bringt. Radparaden laufen in seiner Heimat doch etwas…
Critical Mass ON AIR 24.09.21
Am Tag des großen Klimastreiks, Freitag 24.9.21, rollt auch die allmonatliche Critical Mass durch Salzburg. Wie immer ab 17:00 Uhr, mit bewährtem Soundtrack aus der Radiofabrik. Diesmal ein Rerun der allerersten Ausgabe vom Mai 2019. Noch ohne Katzenmusik als Einstieg – Siamkatze Amiga, das CM-Maskottchen,…
Critical Mass ON AIR 27.08.21
Neben ausgesuchter Fahrradmusik (und traditionellem „Lied für die Katz zu Beginn“, diesmal von Al Stewart) kommen in der August-Ausgabe von Critical Mass ON AIR vor:
ein Polizeieinsatz bei der Juli-CM, die drohende Einsparung des Salzburger Radverkehrskoordinators und die (auch deshalb) geplante Raddemo am 11. September.…
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