Hörenswert: Ariwo – „Ariwo“
Spirituelle und schwer hypnotische Trance-Musik mit einer großen Prise Jazz. Das bringt uns das Erstlingswerk dieser Formation aus London. Laut Label-Info treffen sich bei Ariwo die Afro-Kubanische Musikkultur und der persische Mystizismus, was aber vordergründig nur schwer herauszuhören ist.
Das Ganze klingt vielmehr nach einer handwerklich gut gemachten, verdammt coolen Elektronikproduktion, die sich jeglicher geografischen Verortung entzieht.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 07.07.17 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 13.07.17 ab 00:00 Uhr.
Die vorliegende EP von Ariwo besteht aus lediglich vier Nummern, hat aber eine Gesamtlänge von guten 44 Minuten. Somit baut die Formation jede Nummer ganz langsam auf und es entstehen rhythmisch recht komplexe Strukturen, über die sich in erster Linie die Trompete sehr gelassen solistisch entfaltet.
Das Klangbild ist ohnehin als sehr lässig und elegant zu bezeichnen, wird nie aufdringlich oder gar anstrengend. Der hypnotische Sog, den Ariwo in jeder Nummer des Albums erzeugen kann, kommt ganz subtil und sozusagen durch die Hintertür. Als musikalisches Fundament dienen hier die elektronischen Beats, die hörbar gekonnt produziert wurden. (Hinter dem Label MANANA Records stecken übrigens die Leute von K7!) Mit dem Fokus auf den besagten hypnotischen Sog wird hier natürlich nicht mit eingängigen Themen, Hooklines oder Gesangparts gearbeitet. Bis auf einige Vokalfetzen handelt es sich bei Ariwo um ein reines Instrumentalalbum, das verschiedenste Einflüsse wunderbar miteinander verschmelzen lässt. Ob der Fusion von Trompete mit Elektronik könnte man jedenfalls entfernt an die Musik denken, die Nils Petter Molvaer Anfang des neuen Millenniums kreiert hat. Was es musikalisch genau ist, lässt sich auch nach mehrmaligem Hören nur schwerlich definieren. Vielleicht ist es ein Phänomen der Postmoderne, dass Genres inzwischen unweigerlich miteinander verschmelzen und genauere Genrezuordnungen als fast unmöglich erscheinen. Wie soll das auch gehen, wenn Kubaner mit Persern in London eine Band gründen und sich einen Namen geben, der im nigerianischen Youruba-Dialekt so viel wie ‚Geräusch‘ bedeutet.
All diese Genrediskussion kann uns aber eigentlich völlig egal sein: Ariwo klingt gut, hat Tiefgang und macht viel Spaß. Hoffentlich gibt es davon noch mehr zu hören als die recht schmal ausgefallene, aber dafür gut durchhörbare vorliegende EP.
Das Album ist am 16. Mai 2017 auf MANANA Records erschienen.
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