Hörenswert: The Yussef Dayes Experience – „Live at Joshua Tree”
Sehr eleganter Downtempo-Jazz-Funk ist auf diesem Minialbum mit seinen fünf kurzen Live-Mitschnitten zu hören.
Nach der Duo-Formation Yussef Kamaal bleibt der britische Schlagzeuger seiner Linie treu. Auch “ Live at Joshua Tree” gehört musikalisch in den gehobenen Chill-Out-Bereich. Dayes stellt dabei keine höheren Ansprüche an die Hörerschaft und verführt mit feingliedrigen Grooves und sphärischen Klangteppichen.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 27.01.23 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 02.02.23 ab 00:00 Uhr.
Vielleicht ist “Live at Joshua Tree” sogar noch eine Spur entspannter, als es das Duo Yussef Kamaal ohnehin schon war. Mit diesem chilligen Ansatz unterscheidet sich Dayes von dem recht expressiven Power-Jazz der britischen Avantgarde rund um Theon Cross und die Sons of Kemet. Denn Dayes Schlagzeugspiel zeichnet sich durch seine Feingliedrigkeit aus.
Yussef Dayes ist ein fantastischer Schlagzeuger. Das ist deutlich hörbar. Das spricht auch für seinen Lehrer, denn das war kein geringerer als der legendäre Billy Cobham, bei der er mit zehn Jahren Unterricht bekam. Dayes hat eine unglaublich gute Hi-Hat-Technik und kann sehr klar und transparent spielen. Interessant sind auch Dayes rhythmisch raffinierte Breakbeats, die dann auch richtig drücken können.
Auf “Live at Joshua Tree” verzichtet Dayes auf größere Sperenzien und liefert stattdessen luftig-transparente Beats, die auch viel Platz für die Percussion lassen. Mit Rocco Palladino am Bass ist das einfach eine richtig geile Rhythmusgruppe. Leise und entspannt webt er den Solisten zusammen mit Percussionist Alexander Bourt die Grooves, über die Malik Venna am Saxophon und Elijah Fox an den Keys sehr reduzierte Soli entfalten. Elijah Fox ist auch in Klangfarben sehr variabel und spielt sowohl mit Rhodes Klängen, als auch mit spacigen Sounds. Malik Venna hat einen überaus akademischen Ton, wobei sein Spiel eher von kürzeren Fills und thematischen Verarbeitungen geprägt ist.
Viel mehr kann über dieses Album, das einfach nur gute Unterhaltung auf gehobenem Niveau bietet, nicht gesagt werden. Es ist ein Sound, den auch Roy Ayers oder die Headhunters gespielt haben. Was aber vermeintlich wie eine lockere Live-Jam Session klingt, entpuppt sich beim näheren Hinhören als doch sehr ausgecheckt. Ab und an kann die Musik dann vielleicht etwas zu clean und relaxed klingen. Da hätte man sich gerade live etwas mehr Abenteuerlust erwartet. Wer Live-Videos von Yussef Kamaal kennt, weiß dass es auch mit mehr Push und Power geht. Seeeehr relaxed.
„Live at Joshua Tree” ist am 19. August 2022 auf Brownswood erschienen.
Musicians:
Yussef Dayes ~ Drums
Rocco Palladino ~ Bass
Malik Venna ~ Saxophone
Elijah Fox ~ Keys & Synthesizers
Alexander Bourt ~ Percussion
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