Artarium: Mundartcoverversionen
Sonntag, 19. Jänner 2020 um 17:06 Uhr (WH am Mo, 20.1. ab 14:06 Uhr):
Die Erkenntnis, dass sich Lyrik oftmals viel besser im jeweiligen Dialekt “übertragen” lässt als in einer Hoch- oder Schriftsprache, die zieht sich schon seit Jahren durch unser Radiomachen wie ein roter Faden. Speziell bei “Lyrics”, also bei Songtexten, bewirkt die Mundart eine “Übertragung” von Stimmung und Atmosphäre in den heimischen Kulturkontext. Bestes Beispiel hierfür sind die kryptisch surrealen Texte von Bob Dylan, die vielen nach wie vor als (hochsprachlich) unübersetzbar gelten. Ihre Interpretationen durch die zwei Wolfgänge Ambros (auf wienerisch) und Niedecken (auf kölsch) haben seine Songs jedoch schon längst in den deutschsprachigen Gefühlsraum eingepflanzt. So vermitteln “Mundartcoverversionen” zwischen den Kulturen – und zwar unmittelbar.
Dieses Bild passt ungemein, soll uns aber nicht in die Irre führen. Ernst Molden & Der Nino aus Wien ergehen sich auf ihrem Album “Unser Österreich” naturgemäß auch in Mundartcoverversionen – halt von eh schon heimischen “Fundstücken des Austropop”. Wir dagegen wollen uns den heimischen Interpreten zuwenden, die aus den Abgründen internationaler (meist englischsprachiger) Musikkunst aufgetauchte Perlen in ihren jeweiligen Regionalsprech überführen. Wie fühlen sich Stücke von Tom Waits, Billy Joel, Michael Jackson, Donovan, Bob Dylan sowie Lou Reed an, wenn sie in einem Wiener, Salzburger oder Vorarlberger Dialekt vorgebracht – und zudem noch musikalisch daran angepasst werden? Eine volkskundliche Studie im Dienste der Aufmerksamkeit frei nach Thomas Oberender: “Hören sie genau hin!”
Wo aber bleiben die * und -innen? Genau – bis jetzt keine einzige Frau, geschweige denn… Um diese Unwucht zu beheben, erweitern wir das ursprüngliche Konzept und präsentieren immerhin EINE Coverversion eines Mundarttitels: Conchita Wurst & Ina Regen mit “Heast as net”, ursprünglich vom salzkammerguten Weltmusikmeister Hubert von Goisern. Die Freibeuter der Heimat und das etwas andere Jodelbiotop. Bei uns spielts eben – und daher stammt auch die Idee zur heutigen Betrachtung – in jeder Hinsicht Granada. Wir sind ein geiles Institut.
Sendungen zum Nachhören
Was geht ab auf Lampedusa
Lampedusa? Da war doch mal was. Ist das nicht die Insel mit den Flüchtlingen? Die Katastrophengeschichte von vor 10 Jahren? Das stets bei passender Gelegenheit wieder auftauchende Symbol für die Überforderung Europas mit “den unkontrolliert über uns herein brechenden Flüchtlingsströmen”? Der willkommene Anlass für jene…
Lampedusacollage
Die italienische Insel an der EU-Außengrenze hat es nicht verdient, immer nur als Symbolbild für menschliche Tragödien benutzt zu werden, wann immer es opportun erscheint. Wir wollen die Menschen, die auf ihr leben, sowohl die „Eingesessenen“ als auch die Bootsflüchtlinge, aus der Sicht derer, die…
Keine Fußballsendung
Wir wollten gerade jetzt, wo “da draußen” wieder einmal “die Europameisterschaft” ausgebrochen ist, absichtlich keine Fußballsendung machen. Oder zumindest eine Sendung mit dem Titel “Der Fußball ist tot.” Zumal es gute Gründe gibt, die chauvinistische Unkultur, die solch penetrant umworbene Geldspektakel mit sich bringen, mit…
Pantheressenz
Auf der Suche nach dem Bilddenken wurde ich jetzt endlich über ein phänomenales Buch gestolpert: In “Legasthenie als Talentsignal” erklärt Ron Davis den Begriff der Orientierung (im Hinblick auf äußere Gegebenheiten) und wie man als Bilddenker oder (was nahe verwandt ist) als visuell-räumlicher Lerntyp zu…
Ein paradoxes Album
Wie es mittlerweile schon seit Jahren Tradition ist, kommt bei uns immer am Sonntag nach der Nachtfahrt ein ganzes Album zu Gehör. Und weil die Perlentauchersendung diesmal “Das angewandte Paradoxon” heißt, schicken wir gleich noch “Ein paradoxes Album” hinterdrein. Was immer das bedeuten mag. Denn…
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