Hörsturz #7: Zugvögel nisten sich an der Vöckla ein
Werdegang eines Außenstudios
Wir schreiben den 10. November 2009. Am späten Abend findet sich über ein Dutzend interessierter Menschen in einem Gasthof in Regau ein. Es ist kein Stammtisch des örtlichen Traktorclubs. Nein, die RadiomacherInnen an der Vöckla laden gemeinsam mit den KollegInnen aus Bad Ischl zu einem Infoabend, der damals mangels geeigneter Räumlichkeiten in Vöcklabruck keinen Platz fand. Es liegt Aufbruchsstimmung in der Luft: Der Tisch wird zu klein, der Andrang ist viel größer als erhofft und das Infotreffen offensichtlich längst überfällig. Dieser Abend wird wenig später als wesentlicher Schritt für das Außenstudio in Erinnerung bleiben.
Der Weg ist das Ziel
Was vorher geschah, ist eine Melange aus Vision, Vernetzung und Beharrlichkeit. Es sind Fragmente, die sich über die Zeit zusammengefunden haben – so, als hätten sie immer schon zusammengehört. Ausgangspunkt und Beschleuniger in diesem Prozess spielte das „Bock Ma‘s Benefizfestival“ vom Kulturverein Freiwerk in Timelkam; ein Kulturprojekt das auf Partizipation setzt und damit per se Synergien mit dem Freien Radio bietet. Es war die Saat für das, was folgte: Radiogrundkurse und erste Sendungen. Die Radioarbeit machte große Freude, steckte an und erweckte Neugier in der Bezirksstadt.
Ein Nährboden, der ein eigenständiges Radioteam in Vöcklabruck hervorbrachte.
Da ist noch mehr drin
„Elisabeth, Roland, Richi und ich haben uns schnell als motiviertes Team gefunden. Durch unsere ergänzenden Kompetenzen und das freundschaftliche Klima hat das Engagement von Anfang an Spaß gemacht. Wir wussten einfach: da ist noch mehr drin“ beschreibt Johanna die Anfangsphase des Radioteams. Damit war die Basis geschaffen. Das Freie Radio Salzkammergut FRS ist auch im Großraum Vöcklabruck empfangbar aber von seinen rund 140 SendungsmacherInnen kamen nur acht aus Vöcklabruck. Die verhältnismäßig lange Anreise nach Bad Ischl war für viele eine Hürde. „Darum hatte das große Ziel gleich einen Namen: ein FRS Außenstudio mitten in Vöcklabruck!“, erinnert sich Johanna. Als erstes sollte die regionale Berichterstattung forciert werden. Dies war die Geburtsstunde der „Infobox“ im September 2009, dem monatlichen Infomagazin aus Vöcklabruck.
Durch offene Türen laufen
Ohne ausreichend finanzielle Mittel war die Suche nach dem geeigneten Studioraum keine leichte. Doch genau zur richtigen Zeit ergab sich mit dem Otelo, dem „Offenen Technologie Labor“ in der alten Landesmusikschule der ideale Rahmen für das erträumte FRS Radionest: ein autonomes Arbeiten und kostenloses Nutzen von bestehenden Räumlichkeiten. Die ohnehin schon große Nachfrage am Radiomachen in der Region wurde daher schlagartig noch größer. Das ehrenamtlich besiedelte FRS Radionest bietet nun die notwendige Infrastruktur zur Sendungsgestaltung. Damit ist aus einem Traum Realität geworden und das in einer Geschwindigkeit, die anfangs niemand für möglich gehalten hätte. Am 8. Mai 2010 fand der erste Tag der offenen Tür mit über 100 Interessierten statt. Ein Vöcklabruck-Sendefenster im Programm von FRS wurde eingerichtet und regelmäßig von zahlreichen RadiomacherInnen bespielt.
Kontinuität ist trotzdem schwer
Doch ähnlich wie bei der Gründung das „Bock Ma’s“ als Kulturprojekt Energien freimachte, so wanderten sie auch allmählich in Richtung eines neuen ab: ins OKH – das Offene Kulturhaus Vöcklabruck. Deshalb mussten im Jahr 2013 einige Sendungen aus dem Radionest eingestellt werden – aus Anfangseuphorie ist ein Hauch Radioalltag geworden. Die personellen Überschneidungen mit dem OKH machen aber auch eine vielversprechende Perspektive aus: In absehbarer Zeit soll das Radionest gemeinsam mit Otelo in die neue Unterkunft im Kulturhaus übersiedeln. Und dann ist es wieder an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen.
Johanna Ramacher koordiniert das Radionest Vöcklabruck, Richard Schachinger ist Teil des Radioteams. Weitere Infos auf freiesradios.at > über uns
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