Artarium: Fette Ratten
Sonntag, 28. April 2019 ab 17:06 Uhr (WH am Mo, 29.4. ab 14:06 Uhr):
Phantastische Tierwesen und wie man sie nicht schlechtreden sollte. Schlechte Gedichte sind sowieso eine Landplage. Schlechte Menschen aber erst recht. Als pensionierter Punkdirektor fühle ich mich durchaus dazu berufen, ein Plädoyer für die Freundschaft mit Ratten anzustimmen. Und zusammen mit dem Hasenobmann einige dieser Tiermetaphern zu hinterfragen. Oder wer hat Angst vorm bösen Wolf? Eben. Wenn man dazu noch in Betracht zieht, wie “unsere” Volksmärchen zustande gekommen sind, dann ist man ratzfatz immungegen den blödbösen Missbrauch von Ratten und Rotkäppchen. Der braune Pöbel soll endlich den Volksmund halten, denn er stinkt aus demselben wie der berüchtigte tausendjährige Eierschas von der Stefanie Sargnagel. Da riechts nach Untergang!
Wir nehmen also ein in jeglicher Hinsicht sauschlechtes Gedicht(Warnhinweis: von der Lektüre des missgünstigen Machwerks kann einem tatsächlich schlecht werden) zum Anlass für eine etwas andere Betrachtung unseres Umgangs mit Ratten – und zum Ausgangspunkteiner Würdigung des allerschönsten Rattensprachbilds in der Lyrik des 20. Jahrhunderts: bei Georg Trakl. “Am Kehricht pfeift verliebt ein Rattenchor” hieß auch die entsprechende Sendung anlässlich seines 100. Todestags im Jahr 2014. Damit weisen wir auf zwei nicht ganz kleine Unterschiede hin: den Inhaltlichen (ob man das andere Lebewesen als solches ernstnimmt oder es bloß als Symbol für Propagandazwecke missbraucht) sowie den Formalen (ob man der deutschen Sprache soweit mächtig ist, dass man mit ihr richtig dichten kann, oder ob man sie bloß als Symbol für Heimatdümmelei benutzt). Nicht, dass wir hier den erigierten Zeigefinger vom Dr. Gscheitscheißer auspacken wollen, aber wir sind schon auch selbst Lyriker – und Niveau ist einfach keine Hautcreme. In einem Land zu leben, in dem Asylantenflut, Rattenplage, Sozialschmarotzer und Ungeziefer zum üblichen Sprachrepertoire gehören, ist mehr als nur bedrohlich…
Wie ich immer sage: Thomas Bernhard hat sich noch sehr zurückgehalten.
Norbert K. Hund, Artarium
Sendungen zum Nachhören
Apocalypse Now Solo
Voice-Over-Music-Performance frei nach „Apocalypse Now“ von Francis Ford Coppola (Ausschnitt). Norbert K.Hund liest aus „Die hohlen Männer“ von Hans Magnus Enzensberger live zur Musik von The Doors („The End“).
Was wir hier machen ist mehr als nur Radio … So beschäftigten wir uns im zweiten…
Warum ist Radio?
“Warum ist überhaupt Radio und nicht vielmehr nichts?” Das könnten wir uns in Abwandlung eines Satzes von Martin Heidegger fragen. Oder auch: “Warum ist überhaupt Freies Radio und nicht vielmehr nur das Übliche?” Derlei Überlegungen können und wollen wir hier naturgemäß nur aus unserem eigenen,…
Wo die wilden Worte wohnen
“Beton und Ibuprofen” ist auch eine Suche nach Sprache. Worte, Zeilen, ganze Strophen, tauchen variiert mehrmals auf. PeterLicht probiert immer wieder Begriffe wie “Wolken, Nacht, Augen, verlieren” an, kontrastiert sie mit sad und happy Sounds, wie um rauszufinden, was sind überhaupt Songs und wie passen…
Nie wieder Krieg
“Je öfter ich Tocotronic höre, desto mehr entdecke ich.” So oder so ähnlich sprach unlängst der Hase (ich gebe es hier sinngemäß wieder). Und auch wenn wir beide es jeweils unterschiedlich in Worte fassen – dahinter liegt eine nicht erklärbare Gewissheit, das so oder anders…
Der Krieg in mir
“Der Krieg ist nicht vorbei, wenn er auf den Schlachtfeldern endet. Er geht weiter in den Herzen und Hirnen der Kinder.” So sprach ich als Jugendlicher zu meiner Mutter, die den 2. Weltkrieg noch selbst erlebt hatte, wenn sie daran Anstoß nahm, dass da etwas…
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