Niveau ist keine Hautcreme
Artarium
Sonntag, 26. Dezember um 17:06 Uhr
Innehalten inmitten des inflationären Geplappers und unterscheiden. Zwischen leerem Geschepper und lebendiger Kunst. Sprache entlarvt. Zuverlässig. Hohle Phrasen sind kein Ersatzfür das Eigene. Die stillste Zeit (wie auch immer sie zustandekommen mag) bietet Gelegenheit, genau hinzuhören. Mit allen Sinnen hinzuspüren, inwieweit der Mensch hinter den Worten auch etwas Wesentliches mitzuteilen hat. Oder ob da nur billiges Heischen um Zustimmung (Applaus, Reichweite, Gewinn) stattfindet, das uns seltsam ungesättigt zurücklässt. Sprache auf hohem Niveau bewirkt Verständnis, befördert Einsicht und Mitgefühl und ist zudem rundum wohlschmeckend. Nährwert, nicht Mehrheit. Nicht industrialisierter Leerraumfüllstoff im Menschenmassenmatsch.
Ein Fest der Freude im Radio? Na, dann freuen wir uns doch alle noch einmal über den endlichen Abgang des jüngsten Alt- bezw. längsten Kurzkanzlers aller Zeiten. Er war ein abschreckendes Beispiel für die Schändung der Sprache mit synthetischen Textbausteinen: Pseudorhetorische Reizwortreihen, die an angemaßter Pose nur noch vom Liederwürgen eines Andreas Gabalier übertroffen werden. Aber fürchtet euch nicht, es gibt fürwahr hochkulturellere Abgänge zu vermelden. So legt unsere langjährige Lieblingsfestspielpräsidentin nach unglaublichen 26 Jahren ihr Amt nieder. Da machen wir uns jetzt aber schon Sorgen, denn an wem sollen wir uns künftighin reiben? Keine konnte so an einem zupfen wie sie! Ihre Bodenständigkeit war ein essenzieller Beitrag zur Identifikation auch der nicht so kunstinteressierten Bevölkerung mit der Institution der Salzburger Festspiele. Und bei aller gebotenen Kritik – wir verdanken ihr durchaus mancherlei Perlen niveauvoller Vortragskunst.
So empfahl sie uns “den wunderbaren Philosophen und Politiker Nida-Rümelin”und siehe da, wir sind mitten in den postitiven Beispielen für “jemand, der etwas zu sagen hat und der das auch verständlich und übereinstimmend tut”. Rhetorik ist eben ein Mittel der Kunst – entscheidend ist, ob dahinter ein Mensch steht oder ein Blob. Besonders deutlich kommt das im Lebenswerk von Georg Stefan Troller zum Ausdruck, der vor kurzem seinen 100. Geburtstag feierte und in einem beachtlichen Gespräch “sein geheimes Drehbuch” enthüllt. Es soll unser Schlusswort sein …
Sein Portrait von Ron Kovic (“Geboren am 4. Juli”) Wahrheit in Menschengestalt.
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Sendungen zum Nachhören
Live im Literaturhaus
Christopher Schmall und Norbert K.Hund werden kreuz- und querlesend, in sich verschachtelt, experimentell und jedenfalls grundlegend gemeinsam unterhalten. Kenner kennen bereits ihre Radiosendungen „Perlentaucher Nachtfahrt“ und „Artarium – das etwas andere Kunnst-Biotop“ in der Radiofabrik zu Salzburg.
So heißt es in der Ankündigung des erostepost-Sommerfests im…
Alles muss repariert werden
Alles Antilopen Gang
Also jetzt mal ganz spekulativ
Ich nutze ganz bewusst lieber den Konjunktiv
Ich schriebe einen Text, der im Konflikt mit dem Gesetz
Behauptet, Strache sei ein Reptiloid
Und angenommen, der Text gipfelte in einem
Aufruf, die Welt von den Faschisten zu befreien
…
Echte Menschen Live
Jetzt bin ich wieder ein Kommissar (am 5. Juni in die Programmkommission der Radiofabrik zu Salzburg gewählt) und da besteht ja eine meiner Aufgaben darin, allerhand Sendungen von Kolleg*innen “gut zu hören”, also sie zu entdecken und zu verstehen, wie sie funktionieren. Wie es der…
You want it darker
“Endlich Sommer Unendlich” heißt die aktuelle Perlentaucher-Juninachtfahrt, die uns auf eine Stimmungsreise zwischen unendlichen Möglichkeiten und immer wieder eintretender Endlichkeit einlädt. Da ist es kein Wunder, dass mir dabei einiges an unbewältigtem Kindheitstrauma in den Sinn kommt. Meine Sommer werden nie wieder unendlich sein. Oder…
Die verwaltete Welt
Wir werden verwaltet – und wir verwalten uns selbst. Wie meinen? Zwischen unseren letzten zwei Sendungen, die einigermaßen begeistert über die Leseperformance “NORMAL – Eine Besichtigung des Wahns” berichteten, und unseren kommenden Radioarbeiten, die sich auf den anstehenden Sommer mit seinen illustren Festen beziehen, möchte…
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