Gibts da was von Radiopharm?
Artarium
Sonntag,31. Juli 2022 um 17:06 Uhr
Die Festspiele sind beöffnet. Prost! Und Ilija Trojanow hat eine dermaßen dichte Rede dazu gehalten, die sich mit dem wiederkehrenden Motiv “Die Sieben, die Drei – und das Ass” in höchste Höhen der Sprach- und Vortragskunst aufschwingt. Noch nicht einmal Jean Ziegler hätte den versammelten Repräsentanzen der Geldherrschaft ihre zutiefst ausbeuterischen, gewaltvollen und lebensfeindlichen Verstricktungen mit dem globalen Mammon so unhaltbar ins Gesicht schlenzen können. Liebe An- und Verwesende, wer ist da letzten Endes eigentlich überflüssig? Trotzdem steht zu befürchten, dass auch diese verdichtete Wahrheit als schicker Jedermanngrusel im schalen Salzburgsumpf untergeht. Wir von Radiopharm halten dagegen: Gut zu hören. Gute Besserung!

Ein Mittel gegen die strunzerne Dummheit haben wir zwar auch noch nicht gefunden – immerhin aber ein Sackerl voll Ideen, wie “das Theater, das wir hier nicht haben wollen” (so die flüchtende Präsidentin) der vorauseilenden Prostitution des krachledernen Gast- und Gunstgewerbes doch noch entrissen werden kann. War da nicht mal was mit Immersion? Was macht denn eigentlich der Thomas Oberender heute? Der hat inzwischen den Dramatiker und Mitbegründer des Belarus Free Theater Nikolai Khalezin bei den Berliner Festspielen in offener Interaktion mit dem Publikum präsentiert. Was der später im Gespräch mit seinem langjährigen Minsker Kulturkampfgenossen Sjarhei Mikhalok (der aus Belarus in die Ukraine emigriert ist) allein rund um den Begriff “Grenzen” ins Bewusstsein bringt, das stellen wir (nebst deutscher Übersetzung) in der Sendung vor: Ein Beitrag des Ministry of Counterculture. So etwas wäre auch eine würdige Idee für Salzburg …
Gleichfalls unterhaltsam (und gedanklich überaus gewinnbringend) fänden wir eine Einladung des slowenischen Philosophen und Laibach-Spezialisten Slavoj Žižek, womöglich als verschärfter Festredner, auf jeden Fall in einer für alle Interessierten offenen Diskussion, eventuell als immersives Symposion zum Thema “Arbeit macht frei” unter Mitwirkung von Laibach, die sich seit “Kunst der Fuge” als Brückenbauer zwischen den Sphären von Hoch- und Popkultur empfehlen. Allen Teilnehmenden wird auf Wunsch ein NSK-Pass ausgestellt. Was? Die Revolution findet längst statt …
Hiermit wende ich mich direkt an die Herrschaft: Es sind verdammt nochmal nicht eure Festspiele. Es sind unsere. Es ist auch nicht eure Stadt. Es ist unsere. Nicht wer bezahlt, schafft an. Wer bezahlt, wäscht Blutgeld. Seit Generationen denken wir über eine gerechtere Verteilung des Vermögens nach. Und plötzlich begreifen wir, dass wir keine neue Besitzregelung brauchen, sondern eine Art von Besuchsregelung für alle Menschen, die auf diesem endlichen Planeten leben. Haben, als hätten wir nicht. Die ganze Welt ist Bühne. Für jedes, jede – und jeden. Gleiches gilt auch für diese Stadt.
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Sendungen zum Nachhören
Die heilige Johanna
Diesmal stellen wir euch ein im angenehmsten Sinn “etwas anderes” Theaterprojekt vor, das uns darauf neugierig gemacht hat, endlich wieder einmal eine Aufführung mit allen Sinnen zu genießen – und nicht einfach nur brav blökend das sonst übliche Überangebot zu konsumieren (wovon wir uns aber…
Kolonialwaren
Wenn heute jemand das N-Wort (für Menschen dunkler Hautfarbe) nicht verwenden will, dann hoffentlich deshalb, weil es (und seine noch abwertendere Variante, die schwarze Menschen als rechtlosen Besitz weißer Plantagenbesitzer bezeichnet) nach wie vor die Geschichte eines über Jahrhunderte verübten Verbrechens gegen die Menschlichkeit weiter…
Innergebirg
“Innergebirg einmal anders”, könnte man so sagen, wenn einen die ab- und hintergründigen Geschichten von Thomas Mulitzers neuem Mundart-Album entgegenwehen. “Zehn Lieder aus der Schattseite der Heimat”, so heißt es in der Erscheinungs-Ankündigung auf seiner Homepage. Und das ist gewiss nicht untertrieben. Kunstvoll in der…
Lieber Konstantin,
“Der Liebe zuliebe”, so heißt dein jüngstes Buch, das ich soeben gelesen habe. Und als ich damit angefangen hatte, drängte sich mir sogleich der Wunsch ins Bewusstsein, dir zu schreiben. Du wirst dich wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern, doch wir sind uns einmal in Salzburg…
Listening to Perlentaucher
“Liebes unsichtbares Publikum!”, so sprechen wir euch in unseren beiden Sendereihen an, sowohl hier im Artarium als auch an jedem 2. Freitag im Monat in der Perlentaucher Nachtfahrt (immer von 22:06 bis 01:00 Uhr). Doch unsere Zuhörys (entgendert nach Phettberg) haben ja verschiedenartige Vorlieben und neigen…










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